Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(1): 24-29
DOI: 10.1055/s-0033-1363909
Fachwissen
Anästhesiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Übelkeit und Erbrechen nach Kindernarkosen – Große Probleme bei kleinen Patienten

Nausea and vomiting after anaesthesia for children – Big problems for little patients
Leopold Eberhart
,
Astrid Morin
,
Peter Kranke
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Januar 2014 (online)

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Zusammenfassung

Nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei pädiatrischen Patienten sind Übelkeit und Erbrechen in der postoperativen Phase lästige Begleiterscheinungen von Operation und Narkose. Die Beschwerden verzögern unnötigerweise die Rekonvaleszenz nach dem Eingriff und verunsichern Kinder wie deren Eltern. Angesichts der zahlreichen hervorragend verträglichen und durchweg sehr preiswerten Maßnahmen für eine effektive PONV-Prophylaxe bewegen sich aktuelle Empfehlungen eher weg von Risikoscore-basierten Prophylaxestrategien hin zu einer zunehmend liberalen Gabe von Antiemetika, wenn nicht sogar zu deren routinemäßigen Applikation, kombiniert mit der Verwendung wenig oder nicht emetogenen Formen der Allgemeinanästhesie in Form von total intravenöser Anästhesie mit Propofol und Reduktion des perioperativen Opioideinsatzes.

Abstract

Postoperative nausea and vomiting are undesirable and unpleasant side effects after surgery and anaesthesia associated with delayed oral intake and postoperative recovery, and impaired parental satisfaction. Since current modalities against PONV are cheap, highly effective, and almost free from relevant side-effects – providing contraindications are appropriately considered -, recommendations tend to move away from risk-score guided administration of antiemetic towards a more liberal administration policy or even favour routine administration to children undergoing general anaesthesia for surgery combined with total-intrevanous anaesthesia using propfol and reduction of perioperative opioid administration.

Kernaussagen

  • Übelkeit und Erbrechen in der postoperativen Phase sind unangenehme Begleiterscheinungen für pädiatrische Patienten. Sie verunsichern nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern.

  • Gewichtsadaptiert können nahezu alle Medikamente, die bei Erwachsenen gegen PONV verwendet werden, auch bei Kindern zum Einsatz kommen. Dopaminantagonisten sollten jedoch zweitrangig berücksichtigt werden, da sie bei Kindern ein erhöhtes Risiko extrapyramidal-motorischer Nebenwirkungen bergen.

  • Inhalationsanästhetika, Lachgas und Opioide gelten als die 3 wichtigsten PONV-auslösenden Substanzen.

  • Gesunkene Preise und ausgezeichnete Nebenwirkungsprofile rechtfertigen einen relativ großzügigen Einsatz von Antiemetika.

  • Einfach umzusetzende PONV-Protokolle sind nötig, um Prophylaxestrategien in der klinischen Praxis anwenden zu können.

  • Die aktuelle Handlungsempfehlung des Arbeitskreises Kinderanästhesie der DGAI befürwortet eine liberale, routinemäßige PONV-Prophylaxe.

  • Kortikosteroide besitzen eine abschwellende und ko-analgetische Wirkung. Deshalb eignen sie sich sehr gut für die PONV-Prophylaxe. Vorsicht ist jedoch bei wiederholter Gabe in kurzen Zeitabständen und bei Patienten mit malignen hämatologischen Erkrankungen geboten.

  • Risikofaktoren für PONV bei Kindern sollten bekannt sein, um abschätzen zu können, ob eine Routineprophylaxe erweitert werden muss oder ob ggf. darauf verzichtet werden kann.

Ergänzendes Material