Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(5): 316-325
DOI: 10.1055/s-0034-1376451
Fachwissen
Intensivmedizin Topthema:
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Medikamenteninteraktionen – In der Anästhesie

Anesthetic drug interactions
Ruwen Böhm
,
Kirstin Reinecke
,
Berthold Bein
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Publication Date:
26 May 2014 (online)

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Zusammenfassung

Peri- und intraoperativ können pharmazeutische, pharmakokinetische und pharmakodynamische Arzneimittelinteraktionen (AMI) die Narkoseführung positiv oder negativ beeinflussen. Das Verständnis der zugrundliegenden Mechanismen und Kenntnis von AMI-Datenbanken hilft, erwünschte AMI wie z.B. Synergismen oder Antidotbehandlungen, zu optimieren und unerwünschte AMI zu umgehen. Bezogen auf pharmazeutische AMI (=Inkompatibilitäten) ist besonders bei stark sauren oder basischen Arzneimitteln, polyvalenten Ionen wie Calcium und Emulsionen wie Propofol Vorsicht geboten. Induktoren oder Inhibitoren des Cytochrom P450 Isoenzyms 3A4 können die postoperative Blutdruck- und Schmerztherapie durch pharmakokinetische AMI verkomplizieren. Pharmakodynamische AMI wie z.B. die Beeinflussung des Blutdrucks durch zahlreiche intraoperativ eingesetzte Arzneistoffe gehört zum basalen Handwerkszeug der Narkoseführung.

Abstract

Pharmaceutical, pharmacokinetic and pharmacodynamic drug-drug interactions (DDI) can complicate or facilitate anesthesia. Knowledge of the basic DDI mechanisms and DDI databases helps to avoid unwanted DDIs and to optimize wanted DDIs such as antidotes or desired synergism. Concerning pharmaceutical DDI (=incompatibilities) special attention must be paid to very acidic or basic drugs, polyvalent ions such as calcium and emulsions like propofol. Inducers or inhibitors of cytochrome p450 3A4 can complicate postoperative therapy of raised blood pressure or pain (pharmacokinetic DDI). Pharmacodynamik DDIs like the impact of many drugs on blood pressure are the day-to-day armamentarium for anesthetists.

Kernaussagen

  • Man unterscheidet pharmakokinetische, pharmakodynamische sowie pharmazeutische Arzneimittelinteraktionen (AMI).

  • AMI können zu einem Wirkungsverlust, einer -verstärkung oder einer veränderten Wirkqualität führen.

  • Manche AMI sind unerwünscht, andere dagegen erwünscht, wie Synergismen und Antidotbehandlungen.

  • Die vorbestehende Medikation eines Patienten kann zu möglichen AMI führen. Das ist präoperativ zu prüfen.

  • Cave bei CYP3A4-Inhibitoren / Induktoren wie Verapamil / Barbiturate.

  • Cave bei Medikation mit Auswirkung auf Blutdruck (ACE-Hemmer) oder Herzfrequenz (Metoprolol).

  • Bei stark sauren oder basischen Arzneimitteln, polyvalenten Ionen wie Calcium und Emulsionen wie Propofol kommen pharmazeutische AMI (sog. Inkompatibilitäten) vor, bei denen besondere Vorsicht geboten ist.

  • Datenbanken können zur Prüfung auf mögliche AMI herangezogen werden.

Ergänzendes Material