Dialyse aktuell 2014; 18(5): 252
DOI: 10.1055/s-0034-1383742
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bluthochdruck bei Nierenkranken: Was ist neu?

Markus van der Giet
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Publication Date:
18 June 2014 (online)

Das Jahr 2013 und 2014 ist durch das Erscheinen von neuen Bluthochdruckleitlinien mehrerer Fachgesellschaften geprägt. Sowohl die Europäische Gesellschaft für Hypertonie (ESH) wie auch die Internationale Gesellschaft für Hypertonie (ISH/ASH) und auch das Joint National Committee 8 (JNC8) haben neue Empfehlungen veröffentlicht. Im Jahr 2012 gab es von der KDIGO (Kidney Disease: Improving Global Outcomes) Empfehlungen für die Blutdrucktherapie bei eingeschränkter Nierenfunktion.

Alle Leitlinien unterscheiden sich in ihrer Art der Herangehensweise erheblich: Die ESH-Empfehlungen sind sehr ausführlich, geben aber recht wenige konkrete Handlungsanweisungen. Die Leitlinien der Amerikaner bzw. auch der internationalen Gesellschaft sind sehr kurz gehalten und beschreiben vor allem das Dilemma, dass trotz sehr umfangreicher Evidenz heute noch viele Unklarheiten in der optimierten Behandlung des Bluthochdrucks bestehen. Die KDIGO-Empfehlungen zeigen auf, dass gerade bei Niereninsuffizienz inkl. Dialysetherapie oder auch nach Nierentransplantation sehr wenig Evidenz besteht und v. a. Empfehlungen übernommen werden, die für nierengesunde Patienten gelten. Es bleibt aber sehr fraglich, ob sich die Situation „Niereninsuffizienz“ mit der Situation „Nierengesundheit“ wirklich vergleichen lässt.

Im ersten Schwerpunktartikel in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell beschäftige ich mich mit den zu erreichenden Zielwerten für die Bluthochdruckbehandlung bei Niereninsuffizienz, Nierenersatztherapie bzw. nach erfolgreicher Nierentransplantation. Es wird beleuchtet, wie die Empfehlungen sind und welche Rationale dafür vorhanden ist.

Im zweiten Beitrag wird dargestellt, welche Medikamentenempfehlungen in der speziellen Situation eigentlich gelten. Auf folgende Fragen gehen die Autoren Dr. Alexander Reshetnik und Prof. Walter Zidek, Berlin, ein: Kann jedes Medikament bedenkenlos verwandt werden bzw. wie ist der Stellenwerte der ACE-Hemmer/Sartane auch bei Dialysetherapie bzw. nach Nierentransplantation?

Im dritten Artikel erklärt PD Dr. Markus Tölle, Berlin, welche nicht medikamentösen Optionen zur Blutdruckoptimierung bei Niereninsuffizienz, Dialysetherapie bzw. auch nach Nierentransplantation möglich sind. Hier beantwortet er u. a. die Frage, wie die Bedeutung von körperlicher Bewegung zu werten ist.

Im Journal-Club stelle ich Ihnen eine interessante Studie aus den USA vor, in der untersucht wurde, welchen Einfluss die medikamentöse Therapiestrategie bei Hypertonie unter Hämodialyse auf die kardiovaskuläre Mortalität hat. Hierbei wurde ein ACE-Hemmer mit einem β-Blocker verglichen, und der ACE-Hemmer war nicht überlegen, sondern unterlegen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass medikamentöse blutdruckregulierende Strategien ggf. bei Dialysepatienten anders aussehen könnten als bei Nierengesunden.

Ich hoffe, dass Ihnen die Zusammenstellung in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell in Anbetracht vieler neuer Leitlinien einen aktuellen Einblick in die Behandlung von Hypertonie bei Nierenfunktionsstörungen ermöglicht.