Gesundheitswesen 2015; 77(08/09): 565-569
DOI: 10.1055/s-0034-1384563
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inanspruchnahme begleitender Hilfen im Arbeitsleben von hörgeschädigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Nordrhein-Westfalen

Assistive Services in the Workplace of People with Hearing Impairment in the State of North Rhine-Westphalia
A. Weber
1   Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle
,
F. Menzel
2   Humanwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln, Köln
,
U. Weber
3   Institut für Rehapädagogik, Sprachbehindertenpädagogik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle
,
M. Niehaus
2   Humanwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln, Köln
,
T. Kaul
2   Humanwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln, Köln
,
C. Schlenker-Schulte
3   Institut für Rehapädagogik, Sprachbehindertenpädagogik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle
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Publication History

Publication Date:
19 August 2014 (online)

Zusammenfasung

Ziel der Studie: Begleitende Hilfen am Arbeitsplatz sind ein wichtiger Faktor für die Teilhabe von Menschen mit einer Hörschädigung am Arbeitsleben. Im folgenden Beitrag werden die Ergebnisse aus der GINKO-Studie (Gesetzeswirkungen bei der beruflichen Integration schwerhöriger, ertaubter und gehörloser Menschen durch Kommunikation und Organisation; Projektförderung: BMAS) vor dem Hintergrund eines Gutachtens der Universität zu Köln (Auftraggeber: MAIS) reflektiert, um so einen umfassenden Blick auf die berufliche Lage von Menschen mit einer Hörschädigung in NRW zu erhalten. Im Mittelpunkt steht bei der Zusammenführung der beiden Studien die Frage, wie die Ergebnisse der GINKO-Studie für NRW durch das Gutachten der Universität zu Köln erklärt werden können.

Methodik: In der in Kooperation mit dem Deutschen Schwerhörigenbund e.V. und dem Deutschen Gehörlosen Bund e.V. durchgeführten GINKO-Studie wurden erwerbstätige Betroffene mit einem standardisierten Fragebogen, der auch online mit Gebärdensprachfilmen zur Verfügung stand, schriftlich zu ihrer Situation am Arbeitsplatz befragt. In der NRW-Studie wurde partizipativ die Versorgungslage schwerhöriger, gehörloser und taubblinder Menschen über Interviews bewertet und die Versorgungssituation über amtliche Statistiken analysiert.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der bundesweiten GINKO-Studie zeigen, dass die befragten hörgeschädigten Menschen in NRW tendenziell die gesetzlich vorgesehenen begleitenden Hilfen im Arbeitsleben häufiger in Anspruch nehmen als hörgeschädigte Menschen im restlichen Deutschland. Statistisch lassen sich Unterschiede für die Bereiche „Erhaltung und Erweiterung der beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten“ und „Psychosoziale Hilfen bei behinderungsbedingt auftretenden Konflikten“ nachweisen.

Schlussfolgerung: Eine Ursache für die tendenziell positivere Bewertung der Befragten in NRW könnte durch die besondere Angebotsstruktur begründet sein. Diese Ergebnisse in NRW dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in vielen Bereichen in NRW die hörgeschädigtengerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes für einen Großteil der Befragten (noch) nicht realisiert ist und auch begleitende Hilfen offensichtlich noch nicht alle Betroffenen erreicht haben.

Abstract

Aim of the Study: Assistive services in the workplace are an important aspect of the participation of people with hearing impairment in working life. This article presents the results of the GINKO study and an survey conducted by the University of Cologne on behalf of the MAIS in order to provide a comprehensive examination of the employment situation of hearing impaired people in North Rhine-Westphalia. The GINKO study examines the impact of laws on the integration of hard-of-hearing and deaf people as well as people who have become deaf as adults, focusing on communication and organizations; this project was funded by the German Federal Ministry for Labour and Social Affairs (BMAS).

Method: In the GINKO study, conducted in cooperation with the German Association of the Hard of Hearing and the German Association of the Deaf, a standardised questionnaire with questions about the workplace was administered to employed people with hearing impairments. The questionnaire was administered on paper and was also available online accompanied by sign language videos. The University of Cologne study in North Rhine-Westphalia examined the service situation of hard-of-hearing, deaf and deaf-blind people through face-to-face interviews and government statistics.

Results: The results of the nationwide GINKO study show that hearing-impaired people in North Rhine-Westphalia draw on assistive services in employment more often than hearing-impaired people in the rest of Germany. The study found statistically significant differences in the categories of “maintenance and development of professional knowledge and skills” and “psychosocial support in conflict situations resulting from disability”.

Conclusion: One reason for the more positive evaluations of the participants in North Rhine-Westphalia as compared to other regions in Germany could be the particular network of support services in that state. However, the overall positive results from North Rhine-Westphalia should not obscure the fact that a majority of participants in many areas of North Rhine-Westphalia reported much less positive evaluations. They reported that they did not (yet) have an accessible workplace and that assistive services are not available to all hearing impaired workers.