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DOI: 10.1055/s-0034-1385869
Aus der Gutachtenpraxis: Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung – eine neue Berufskrankheit
From the Expert’s Office: Squamous Cell Carcinoma or Multiple Actinic Keratosis by Natural UV-radiation – A New Occupation DiseasePublication History
Publication Date:
25 August 2014 (online)
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Einleitung
Das Plattenepithelkarzinom der Haut (auch Spinaliom oder Stachelzellkarzinom genannt) entsteht durch chronische Hautschäden. Betroffen sind vor allem ältere und hellhäutige Menschen, die sich oft und lange dem Sonnenlicht aussetzen. Weil sich das Plattenepithelkarzinom oberflächlich auf der Haut befindet, kann man diesen Tumor früh bemerken. Der Übergang vom vorgeschädigten Hautbereich hin bis zum Hautkrebs vollzieht sich jedoch häufig unbemerkt.
Alter in Jahren |
50 |
60 |
70 |
80 |
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Kumulierte, nicht arbeitsbedingte, lebenslange UV-Exposition (SED) |
6 500 |
7 800 |
9 100 |
10 400 |
Zusätzliche, arbeitsbedingte Exposition in Höhe von 40% (SED) |
2 600 |
3 100 |
3 460 |
4 160 |
Volle Outdoorarbeitsjahre zur Annnahme der arbeitsbedingten Verursachung |
15 |
18 |
21 |
24 |
Unter dem Begriff „Hautkrebs“ werden verschiedene Krebserkrankungen der Haut zusammengefasst, die in vielfältigen Erscheinungsformen auftreten können. Unterschieden werden der „helle Hautkrebs“ (Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom) und der „schwarze Hautkrebs“ (malignes Melanom).
Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 195 000 Menschen neu an Hautkrebs, etwa 22 000 von ihnen an einem malignen Melanom. Das Basalzellkarzinom macht ca. 80% der hellen Hautkrebsfälle aus. Das Plattenepithelkarzinom betrifft etwa 20% der hellen Hautkrebse [1] Es kann sich aus einer aktinischen Keratose entwickeln. In den letzten Jahren hat die Zahl dieser Erkrankungen drastisch zugenommen. Übermäßige Sonnenbestrahlung gehört zu den Risikofaktoren für die Entstehung von Hautkrebs. Bestimmte Stoffe – z. B. Teer oder Zusätze in Parfums bzw. Gesichtswässern – können die Wirksamkeit der ultravioletten Strahlen sogar noch steigern [1] [2]. Bisher war es möglich, bösartige Hauterkrankungen durch Strahlen (Gruppe 24 der BK-Liste) nach § 9 Abs. 2 SGB VII als BK („Wie – Berufskrankheit“) anzuerkennen. Seit 1963 wurden 197 Präkanzerosen und Hautkrebse durch UV-Strahlung anerkannt, zum Teil unter Hinweis auf eine erhöhte Strahlenbelastung in den Tropen [3] [4].
Die Berufskrankheiten-Liste hatte bisher bereits eine andere Hautkrebsart aufgeführt, die jedoch nur von geringer statistischer Bedeutung ist. Es handelt sich um die BK 5102 (Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigende Hautveränderungen durch Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthrazen, Pech oder ähnliche Stoffe). Nicht unterschieden wird allerdings zwischen Plattenepithelkarzinom, Basalzellkarzinom und malignem Melanom. Aus dem statistischen und finanziellen Bericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales für das Jahr 2012 ergeben sich 239 Anzeigen auf Verdacht einer BK, 28 neue anerkannte BKen sowie 19 neue BK-Renten [5] [6].
-
Literatur
- 1 Berking C, Hauschild A, Kölbl O, Mast G, Gutzmer R. Basalzellkarzinom – Therapieoptionen für den häufigsten Hautkrebs. Dtsch Ärztebl 2014; 111: A-389-A-395
- 2 Hautkrebs Deutsche Krebshilfe über www.krebshilfe.de/wir-informieren/ueber-krebs/haeufige-krebsarten/hautkrebs.htm (04.07.2014)
- 3 Mehrtens G, Brandenburg S. Die Berufskrankheitenverordnung (BKV). Erich Schmidt Verlag; Lieferung: 1/14 von Juni 2014
- 4 Müsch SH. Berufskrankheiten – Ein medizinisch-juristisches Nachschlagewerk. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH; Stuttgart: 2006
- 5 Haut JSM In: Schönberger A, Mehrtens G, Valentin H. Arbeitsunfall und Berufskrankheit. Rechtliche und medizinische Grundlagen für Gutachter, Sozialverwaltung, Berater und Gerichte. 8. Auflage Erich Schmidt Verlag; 2010
- 6 Die gesetzliche Unfallversicherung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2012. Statistischer und finanzieller Bericht Hrsg: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Bonn 2014
- 7 GMBl . Gemeinsames Ministerialblatt 2013; 35: 671-679
- 8 John SM Persönliche Mitteilung vom 19.11.2013