NOTARZT 2015; 31(03): 134-135
DOI: 10.1055/s-0034-1387448
Der toxikologische Notfall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bizarre Sprachstörungent

F Martens
1   Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin, Campus Virchow Klinikum, Charité – Universitätsmedizin Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. Juni 2015 (online)

Fall 1

Kurz nach den Abendnachrichten Alarm zur „Atemnot“ im 5. Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses. Zeitgleiches Eintreffen von Notarzt und Mannschaft des RTW. In der Wohnung sitzt eine 39-jährige Frau auf einem Sessel. Ihre Sprache klingt stark verwaschen und ist nur schwer verständlich. Ihr Ehemann berichtet, seine Frau sei in der 10. Woche schwanger und litte unter starker Übelkeit. Heute habe sie erstmals über den Tag verteilt, 4-mal 40 Tropfen MCP-beta® (Metoclopramid) eingenommen (Tagesdosis ~45 mg). Nach der Abenddosis habe seine Frau ein pelziges Gefühl im Mund und zunehmende Schwierigkeiten beim Sprechen gezeigt. Da sie gegen verschiedene Substanzen allergisch sei (Amoxicillin, Cefachlor, Diclofenac) habe er eine Allergie auf die Tropfen vermutet und deshalb den Rettungsdienst gerufen.

Die Untersuchung von Herz und Lungen ergibt unauffällige Befunde. Die Inspektion des Mundes zeigt gut durchblutete Schleimhäute ohne Schwellungen. Auch der Blutdruck mit 130/80 mmHg, die Herzfrequenz mit 102/min, die pulsoxymetrische Sättigung mit 99 % und der Blutzucker mit 110 mg/dl erweisen sich als normal.

Nach Legen einer Verweilkanüle, jedoch ohne Medikamentengabe, wird die Patientin mit dem RTW in die Notaufnahme der nahegelegenen Uniklinik transportiert.