Zusammenfassung
Einführung: Die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Health-Related Quality of Life, HRQL) gilt als bedeutsamer Endpunkt bei der Beurteilung von Therapie- und Präventionsmaßnahmen. Als Vergleichsgrundlage sind dabei nicht nur an Patienten gemessene Referenzdaten von Interesse, sondern auch repräsentative Bevölkerungsdaten, wie sie in der vorliegenden Lübecker Bevölkerungsstichprobe (LBS) erhoben wurden. Es wird der Frage nachgegangen, wie sich die HRQL der Lübecker Wohnbevölkerung aus dem Jahr 2010/11 von der deutschen Normstichprobe (DNSP) aus dem Jahr 1994 unterscheidet und welche Auswirkungen Diabetes mellitus- und Hypertonie-Erkrankungen auf die HRQL zeigen.
Methode: Im Rahmen einer repräsentativen Befragung unter 10 000 Lübeckern in der für chronische Erkrankungen relevanten Altersgruppe (51–80 Jahre) wurden der SF-12v1 und das Einzelitem zum „Gesundheitszustand im Vergleich zum Vorjahr“ aus dem SF-36 sowie eine Komorbiditätsliste eingesetzt. Die Ergebnisse werden für Altersgruppen, Geschlecht und Erkrankungsgruppen deskriptiv beschrieben und mit Daten der DNSP verglichen.
Ergebnisse: 5 835 Personen (Ausschöpfungsquote 60%) beteiligten sich an der Befragung (48% männlich, mittleres Alter 63,9 Jahre, SD 7,7) für 80% davon konnten Summenwerte berechnet werden. Es zeigten sich nichtstandardisierte Werte von 44,3±10,8 für die Körperliche (KSK) und 50,4±10,3 für die Psychische Summenskala (PSK). Im alters- und geschlechtsstandardisierten Vergleich zur DNSP finden sich vergleichbare KSK-Werte (Ausnahme: 51- bis 60-Jährige) und signifikant niedrigere PSK-Werte in der LBS. Die Einschätzung des „allgemeinen Gesundheitszustandes“ in der LBS unterscheidet sich nicht signifikant. Der „derzeitige Gesundheitszustand im Vergleich zum Vorjahr“ fällt signifikant schlechter aus als in der DNSP (p<0,001).
Schlussfolgerungen: Die LBS umfasst mehr Personen als frühere Untersuchungen in der für chronische Erkrankungen relevanten Altersgruppe. Die Ergebnisse deuten auf eine vergleichbare körperliche und eine schlechtere psychische HRQL hin. Warum 51- bis 60-Jährige in der LBS ihre physische HRQL schlechter einschätzen als in der DNSP, ist ebenso wie die schlechtere Beurteilung des „Gesundheitszustandes im Vorjahresvergleich“ weiter zu hinterfragen. Veränderte Kontextbedingungen im Arbeits- und Zusammenleben könnten dabei von Bedeutung sein.
Abstract
Background: Health-related quality of life (HRQL) is deemed to be a meaningful endpoint when evaluating therapy and prevention interventions. For comparison purposes not only patient data but also representative population samples can serve as reference data. We aim to describe differences between the Luebeck population sample (LBS, year 2010/11) and the German norm population from 1994. Moreover, the influence of diabetes mellitus and hypertension on HRQL is analysed.
Methods: The LBS is a representative sample of 10 000 elderly people living in Luebeck aged 51–80 years, an age group susceptible to chronic diseases. Not only the SF-12v1, but also the item “actual health status in comparison to the last year” of the SF-36 and a list of comorbidities have been applied. Descriptive statistics are given for age, sex and disease groups. A comparison with data from the DNSP going back to 1994 is made using unstandardised data as well as age- and gender-standardised data.
Results: 5 835 individuals (response rate 60%) did participate in the survey (48% male, mean age 63.9 years, SD 7.7). PSC and MSC could be computed for 80% of them. Unstandardised values are 44.3±10.8 for the PSC and 50.4±10.3 for the MSC. Applying standardisation by age and gender, PSC values were comparable between the LBS and DNSP (except for the age group 51–60 years). MSC values were significantly lower in the LBS. The “general health Status” does not significantly differ whereas the “actual health status in comparison to the last year” is significantly lower in the LBS than in the DNSP (p<0.001).
Conclusions: The LBS comprises more individuals than older studies in an age group relevant for chronic diseases. Results hint to a comparable physical HRQL but a worse mental HRQL in the current data set. It remains unclear why persons between 51 and 60 years assess their physical HRQL worse than in the DNSP. A further open question is why the “actual health status in comparison to the last year” is assessed more negatively. Changed context conditions in working and social life may have an influence.
Schlüsselwörter gesundheitsbezogene Lebensqualität - SF-12v1 - representative Bevölkerungsbefragung
Key words health-related quality of life - SF-12v1 - representative survey