Zusammenfassung
Ziel der Studie: Ziel der vorliegenden Studie war es, den Zusammenhang zwischen motorischem Gleichgewicht und psychischen Faktoren zu untersuchen, wobei sowohl sportmotorische Tests als auch Selbsteinschätzungen der Patienten einbezogen wurden.
Methodik: 118 Patienten einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik wurden zu Beginn und am Ende ihres Rehabilitationsaufenthaltes mit verschiedenen motorischen Tests hinsichtlich ihres Gleichgewichts untersucht. Parallel wurden psychologische Variablen wie Selbstwert sowie die Schwere von Angst- und depressiven Symptomen erhoben. Zur subjektiven Selbsteinschätzung wurde eine numerische Analogskala zur Einschätzung körperlichen und psychischen Gleichgewichts eingesetzt sowie ein offener Fragebogen zu deren Zusammenhang, der inhalts-analytisch ausgewertet wurde.
Ergebnisse: Geringe bis mittlere Korrelationen zwischen der Selbstwertschätzung und dem Gleichgewicht zeigen sich vor allem im Bereich der körperlichen Selbstwertschätzung, insbesondere der der Sportlichkeit. Hinsichtlich der Symptombelastung durch Angst oder Depression und dem Gleichgewicht konnten bis auf eine Ausnahme keine signifikanten Zusammenhänge gefunden werden. In den offenen Fragen beschrieben die Patienten mehrheitlich ausgeprägte Zusammenhänge zwischen der psychischen Belastung und dem Gleichgewicht. Die Teilnahme an den Tests wurde von ihnen häufig in der Therapie thematisiert.
Diskussion: Die erwarteten Zusammenhänge zwischen psychischen Faktoren und motorischem Gleichgewicht konnten nur teilweise bestätigt werden. Es stellt sich jedoch die Frage, ob sich diese nur in akuten Stresssituationen zeigen – dies legen die Antworten der Probanden auf die offenen Fragen nahe. Die Thematisierung der Studie in den Therapien spricht dafür, dass Gleichgewichtsübungen gut geeignet sind, um psychosomatische Zusammenhänge subjektiv erfahrbar zu machen und zu verbalisieren.
Abstract
Goal: The goal of the study was to capture the relationship between motor balance and psychological factors, using sport-motoric tests as well as subjective self-evaluations.
Method: The balance control of 118 patients of a psychosomatic rehabilitation clinic was examined at the beginning and end of rehabilitation using various motor tests. Additionally, psychological variables including self-esteem (MSWS), degree of anxiety (BAI) and depressive symptoms (BDI) were assessed. To examine subjective self-evaluation a numerical analog scale and a questionnaire with open questions were used. Content analysis was performed on the questionnaire.
Results: In the area of physical self-esteem, especially sportiness, low to moderate correlations were found between self-esteem and balance. No significant relationship was found between anxiety or depressive symptoms and balance. In the open questions most patients described a distinct connection between emotional distress and balance. The participation in the tests was often a topic in their therapy.
Discussion: The expected relationship between psychological factors and motor balance could be only partially confirmed. A question is raised as to whether this relationship appears merely in situations of acute stress, as detected in the patients answers to the open questions. Addressing the study in psychotherapie an indication that balance tasks are well suited for the subjective experience and discussion of psychosomatic relationships.
Schlüsselwörter motorisches Gleichgewicht - Selbstwert - Angst - psychosomatische Rehabilitation - Körperpsychotherapie
Keywords balance - self-concept - anxiety - psychosomatic rehabilitation - body psychotherapy