Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218(6): 233-234
DOI: 10.1055/s-0034-1397398
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Geburtshilfe
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Saisonale Influenza – Influenza-Impfung HIV-infizierter und nicht HIV-infizierter Schwangerer

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Publication Date:
17 December 2014 (online)

Hintergrund: Die WHO empfiehlt die Impfung aller Schwangeren gegen die saisonale Influenza. Vermutlich profitieren auch deren Neugeborene von einer Schutzwirkung gegen die Infektion. Insbesondere HIV-infizierte Schwangere sind aufgrund der Immunsuppression durch schwere Influenza-Verläufe gefährdet. Die südafrikanische Arbeitsgruppe untersucht Sicherheit, Immunogenität und Wirksamkeit der trivalenten inaktivierten Influenza-Vakzine (IIV3) bei gesunden und HIV-infizierten Schwangeren sowie deren Kindern.

Methoden: Von 2011 bis 2012 wurden Probandinnen für zwei randomisierte doppelblinde Placebo-kontrollierte Studien rekrutiert: Anhand einer Kohorte nicht HIV-infizierter Schwangerer wurde untersucht, wie zuverlässig die IIV3-Impfung die Probandinnen sowie ihre Kinder bis zu einem Alter von 24 Lebenswochen vor einer Influenza-Infektion schützt. Zudem wurde die Serokonversionsrate nach IIV3- bzw. Placebo-Gabe verglichen. Anhand einer Kohorte HIV-positiver Schwangerer wurde zusätzlich die Immunogenität von IIV3 evaluiert. Die Immunresponse wurde mit Hilfe eines Hemagglutination-Inhibition-Assay (HAI) objektiviert. Eine Influenza-Diagnostik mittels Reverse-Transkriptase- (RT)-PCR an Proben aus dem Respirationstrakt erfolgte bei allen Studienteilnehmern mit Influenza-verdächtigen Symptomen.

Ergebnisse: Von 2116 nicht HIV-infizierten Schwangeren wurden 1062 mit IIV3 und 1054 mit Placebo behandelt. Es wurden 1026 bzw. 1023 Kinder in der Verum- bzw. Placebogruppe geboren. Von 194 HIV-infizierten Schwangeren wurden 100 mit IIV3 und 94 mit Placebo behandelt. Vollständig auswertbare Daten lagen von 183 HIV-Infizierten vor. In der Verum- bzw. Placebogruppe wurden hierbei 100 bzw. 88 Lebendgeburten verzeichnet. Einen Monat nach der Impfung war in beiden Kohorten die Serokonversionsrate bei den mit IIV3 behandelten Schwangeren höher als bei den Probandinnen der Placebogruppe. Auch der Anteil der Frauen mit seroprotektiven HAI-Titern (1:40 oder größer) nach Vakzination war in den Verum-Gruppen beider Kohorten höher. Die Neugeborenen der IIV3-Geimpften hatten ebenfalls höhere HAI-Titer als die Kinder der Placebo-Empfänger. Die Attack-Rate der mittels RT-PCR bestätigten Influenza-Infektionen bei den mit IIV3 bzw. Placebo behandelten nicht HIV-infizierten Schwangeren betrug 3,6 % bzw. 1,8 %, was einer Wirksamkeit der Vakzination von 50,4 % (95 %-Konfidenzintervall [KI] 14,5–71,2) entspricht. Bei den Kindern der nicht HIV-infizierten Schwangeren zeigte sich eine Attack-Rate in der IIV3- bzw. in der Placebogruppe von 1,9 % bzw. 3,6 %, entsprechend einer Wirksamkeit von 48,8 % (95 %-KI 11,6-70,4). Bei den HIV-positiven Müttern betrug die Attack-Rate nach IIV3-Impfung im Vergleich zu Placebo 7,0 % vs. 17,0 %, was einer adjustierten Wirksamkeit von 57,7 % (95 %-KI 0,2–82,1) entspricht. Bei den Kindern dieser Schwangeren fanden sich in der Verum- bzw. Placebogruppe Attack-Raten von 5,0 % bzw. 6,8 %, entsprechend einer Wirksamkeit von 26,7 % (p = 0,060). Lokale Impfreaktionen traten in beiden Kohorten in der IIV3-Gruppe häufiger auf.

Fazit

Die Studienergebnisse untermauern die WHO-Empfehlungen zur Grippeimpfung Schwangerer. Sowohl bei den HIV-infizierten als auch den nicht HIV-infizierten Schwangeren konnte die Immunogenität der Influenza-Vakzine nachgewiesen werden. Die Impfung schützte Schwangere beider Kohorten und die Kinder der nicht HIV-infizierten Mütter partiell vor Influenza-Infektionen.

Dr. Judith Lorenz, Künzel