Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219(2): 64-64a
DOI: 10.1055/s-0034-1397683
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Thrombophilie – Dalteparin zur Prävention von Schwangerschaftskomplikationen

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Publication Date:
22 April 2015 (online)

Hintergrund: Schwangere mit Thrombophilie haben ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten, venöse Thromboembolien sowie für Plazenta-assoziierte Schwangerschaftskomplikationen. Rodger et al. untersuchen, ob durch eine prophylaktische antepartale Antikoagulation mit dem niedermolekularen Heparin Dalteparin diese Risiken verringert werden können.

Methoden: In die internationale randomisierte TIPPS-Studie (Thrombophilia in Pregnancy Prophylaxis Study) wurden zwischen 2000 und 2012 292 Schwangere mit Thrombophilie und einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien und / oder plazentaassoziierte Schwangerschaftskomplikationen eingeschlossen. Die Patientinnen der Studiengruppe erhielten bis zur 20. SSW einmal, danach zweimal täglich 5000 IE Dalteparin subkutan. Bei den Patientinnen der Kontrollgruppe erfolgte keine Thromboseprophylaxe. Das kombinierte primäre Outcome umfasste venöse thromboembolische Ereignisse, schwere bzw. frühe Präeklampsien (< 32 SSW), Small-for-Gestational-Age-Geburten (Geburtsgewicht < 10. Perzentile) sowie die Fehlgeburtsrate.

Ergebnisse: Es konnten die Daten von 143 Patientinnen der Studien- und von 141 der Kontrollgruppe ausgewertet werden. Die Sectio-Rate sowie die Häufigkeit und Schwere peripartaler Blutungen unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen. Die Dalteparin-Prophylaxe konnte weder in der Intention-to-Treat- (Dalteparin 25/146 [17,1 %; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 11,4–24,2] vs. kein Dalteparin 27/143 [18,9 %; 95 %-KI 12,8-26,3]; Risikodifferenz -1,8 % [95 %-KI -10,6-7,1]) noch in der On-Treatment-Analyse (Dalteparin 28/143 [19,6 %] vs. kein Dalteparin 24/141 [17,0 %]; Risikodifferenz + 2,6 % [95 %-KI -6,4-11,6]) die Inzidenz des kombinierten primären Outcome vermindern. Schwere Blutungsereignisse traten in beiden Gruppen gleich häufig auf, wogegen leichtere Blutungen in der Dalteparin-Gruppe häufiger waren (28/143; 19,6 % vs. 13/141; 9,2 %; Risikodifferenz 10,4 %; 95 % CI 2,3–18,4; p = 0,01).

Fazit

Im Hochrisiko-Kollektiv der Schwangeren mit Thrombophilie kann Dalteparin das Auftreten thromboembolischer und plazentabedingter Schwangerschaftskomplikationen nicht verringern. Dem Fehlen eines Vorteils stehen jedoch unerwünschte Nebenwirkungen und finanzielle Belastungen gegenüber. Die Autoren halten es allerdings für möglich, dass durch eine Kombination von Dalteparin und Acetylsalicylsäure ein Behandlungseffekt zu erzielen wäre.

Dr. Judith Lorenz, Künzell