Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219(3): 112
DOI: 10.1055/s-0034-1397796
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Geburtshilfe
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Cytomegalievirus – Kongenitale CMV-Infektion – wie lange therapieren?

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Publication Date:
26 June 2015 (online)

Hintergrund: Eine kongenitale Cytomegalievirus (CMV) -Infektion ist selten (0,7 % aller Lebendgeburten, nur 10 % aller Kinder mit Symptomen), aber 21 % aller Kinder mit Hörstörungen bei Geburt und 24 % mit Gehörverlust im Alter von 4 Jahren erwerben diese durch eine kongenitale CMV-Infektion. Die aktuellen Standardtherapien (Gancicloviriv über 6 Wochen oder orales Valganciclovir über 6 Monate) stehen im Verdacht eine kurzfristige Besserung der Schwerhörigkeit zu bewirken (mit entsprechender Verbesserung der Entwicklung) jedoch mit nachlassender Wirkung ab einem Alter von 2 Jahren. Ziel der amerikanischen Studie war, den mittelfristigen Effekt auf das Gehör zu untersuchen.

Methoden: Eingeschlossen wurden in die nationale Multizenterstudie mit 40 Zentren Kinder im Alter bis zu 30 Tagen mit einer symptomatischen gesicherten CMV Infektion. Das Gestationsalter zum Geburtszeitpunkt musste mehr als 32 Wochen sein und das Gewicht zum Zeitpunkt der Therapiebeginns mehr als 1800 g betragen. Alle eingeschlossenen Kinder erhielten für 6 Wochen Valganciclovir. Danach wurde randomisiert und entweder für 4,5 Monate Verum oder Placebo gegeben. Primärer Endpunkt war die Verbesserung des Hörens nach 6 Monaten auf dem besseren Ohr. Sekundäre Endpunkt die Verbesserung nach 12 und 24 Monaten sowie die Nebenwirkungen. Tertiäre Endpunkte die Korrelation zwischen Viruslast und neurologischen Symptomen unter Therapie.

Ergebnisse: An 31 Institutionen konnten 96 Kinder eingeschlossen werden von denen nach der 6 wöchigen Therapie 49 randomisiert in die Placebo-Gruppe und 47 in die Verum-Gruppe eingeteilt wurden. Studienabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen gab es nicht. Es konnte keine signifikante Verbesserung des Gehörs nach 6 Monaten in den beiden Gruppen erreicht werden (p = 0,41). Erst nach 12 Monaten sowie nach 24 Monaten und unter Berücksichtigung der initialen ZNS-Symptome nach Schweregrad ergab sich eine signifikante Hörverbesserung in der Verum-Gruppe (p = 0,05 resp. p = 0,07). Auch das Gestationsalter bei der Geburt und das Alter bei Initiierung der Therapie spielten eine Rolle. Ein Vorteil ergab sich also erst nach 24 Monaten in der Langzeittherapiegruppe (Verbesserung des Gehörs bei 77 % der Kinder mit betroffenem ZNS bei frühem Therapiebeginn vs. 64 %; Odds Ratio 2,61; 95 %-KI, 1,05-6,43; p = 0,04). Auch im Hinblick auf die Verbesserung der neuromotorische Entwicklung ergaben sich erst signifikante Verbesserung unter Berücksichtigung des Gestationsalters und des Alters bei Therapiebeginn. Generell war eine niedrigere Viruslast, egal zu welchem Zeitpunkt der Studie und in welcher Gruppe, mit einem besseren Gehör assoziiert.

Fazit

Die Autoren folgern, dass das orale Prodrug Valganciclovir im 6-Monats-Schema eine moderate Verbesserung der neurologischen und insbesondere der Hörentwicklung bei akzeptabler Toxizität bietet. Dies trifft insbesondere in Fällen von symptomatischer CMV-Infektion und bei Kindern mit ZNS-Symptomen zu. Sie sehen eine vergleichbare Erfolgsrate zur intravenösen Therapie mit Gangciclovir über 6 Wochen. Keine Indikation sehen sie für asymptomatische Kinder.

Dr. Silke Johann, Bern