Sportverletz Sportschaden 2015; 29(01): 40-45
DOI: 10.1055/s-0034-1399088
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sicherheit im Sportunterricht aus Sicht von Lehrpersonen

Safety in Physical Education – A Teacher’s Perspective
K. Greier
1   Pädagogische Hochschule (KPH-ES) Stams, Österreich
2   Universität Innsbruck, Institut für Sportwissenschaft, Österreich
,
A. Heinzle
2   Universität Innsbruck, Institut für Sportwissenschaft, Österreich
,
S. Nepo
2   Universität Innsbruck, Institut für Sportwissenschaft, Österreich
,
J. Ratschiller
2   Universität Innsbruck, Institut für Sportwissenschaft, Österreich
,
R. Gafriller
2   Universität Innsbruck, Institut für Sportwissenschaft, Österreich
,
H. Riechelmann
3   Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
24 February 2015 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Der Schulsport ist für einen hohen Prozentsatz aller Sportverletzungen verantwortlich. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, Aussagen und Meinungen von sportunterrichtenden Lehrpersonen zur Sicherheit im Sportunterricht zu erheben.

Methoden: Im Rahmen einer Querschnittsbefragung wurden 296 Lehrpersonen (202 mit und 94 ohne Lehramtsprüfung „Bewegung und Sport“) an 77 Tiroler „Neuen Mittelschulen“ (ehemalige Hauptschulen) befragt. Sie beurteilten die Aussagen zur Schulsportsicherheit anhand einer 5-teiligen verbalen Ratingskala.

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass Lehrpersonen mit Lehramtsprüfung signifikant häufiger (p = 0,015) an Fortbildungen zur Unfallverhütung teilnehmen als ihre ungeprüfte Kollegenschaft. Dasselbe gilt für die Überprüfung der Turn- und Sportgeräte vor Benutzung (p < 0,001) und beim Aufwärmen am Beginn der Unterrichtseinheit (p < 0,001). Geschlechtsspezifisch zeigte sich hier kein Unterschied. Weibliche Sportlehrkräfte lassen hingegen Schüler signifikant häufiger (p = 0,002) mit nicht adäquater Sportbekleidung am Sportunterricht teilnehmen als ihre männlichen Kollegen. Von allen Befragten gaben 57 % an, bauliche Mängel im Sportstättenbereich zu kennen, die auch an die Schulleitung gemeldet wurden. Bei mehr als der Hälfte (58 %) dieser gemeldeten Mängel erfolgte eine vollständige und bei einem Drittel (36 %) eine teilweise Mängelbehebung. Die größten Gefahrenmomente für Schulsportverletzungen sahen die Befragten in der motorischen Schwäche der Schüler, inhomogenen Leistungsgruppen, hohen Schülerzahlen, veralteten Sportgeräten sowie in den Ballspielen.

Schlussfolgerung: Da etwa ein Drittel der unterrichtenden Lehrpersonen keine sportfachliche Ausbildung hat, sollte vor allem diese Gruppe in den Fokus regelmäßiger Fortbildungen mit unfallprophylaktischem Inhalt kommen.

Abstract

Background: A high percentage of all sports injuries occur during school sports. The aim of this study was to collect statements and opinions of sports teachers for safety in physical education.

Methods: In a cross-sectional study, 296 teachers (202 with, 94 without a teaching qualification in “exercise and sports”) at 77 Tyrolean “New Middle Schools” (former secondary schools) were interviewed. They judged various statements on school sports safety using a 5-point verbal rating scale.

Results: Irrespective of gender, teachers with a teaching qualification stated significantly more frequently (p = 0.015) that they have participated in continuing education on accident prevention than had their colleagues without qualification. The same applies to the checking of gymnastic and sports equipment before use (p < 0.001) and warming up at the beginning of the lesson (p < 0.001). Female sports teachers allowed their pupils more often (p = 0.002) to participate without adequate sportswear in physical education than did their male counterparts. Of all respondents, 57 % knew about technical faults in sports halls, which have also been reported to the school administration. In more than half (58 %) of these, reported defects were repaired completely and in one-third (36 %), a partial repair was reported. Participants estimated that the major risk for school sports injuries was due to the low motor skills of the pupils, inhomogeneous groups, large numbers of pupils, outdated sports equipment, and ball games.

Conclusion: Since about a third of all surveyed teachers had no teaching qualification in exercise and sports, this group should come into the focus of regular continuing education in accident prevention.

 
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