Der Klinikarzt 2015; 44(1): 3
DOI: 10.1055/s-0035-1544978
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Not in der Notaufnahme

Günther J Wiedemann
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Publication Date:
22 January 2015 (online)

United wishes and goodwill cannot overcome brute facts.

(Winston Churchill)

In den nächsten 5 Jahren, also sehr bald, werden nach Berechnungen der Bundesärztekammer etwa 14 000 Klinikärzte das 65. Lebensjahr erreichen und mehrheitlich in den Ruhestand gehen. Diese Stellen werden nicht alle wiederbesetzt werden können. Verschärfend kommt hinzu, dass eine „beraterkonforme“ Stellenreduzierung ausgerechnet in Versorger-Krankenhäusern als vernünftig im Sinne einer Sanierung gilt. Daran sind weder die Kliniken noch die Berater schuld, sondern Fehlsteuerungen im Gesundheitssystem: Die konservative Versorgung von Kranken in den größten Kliniken Deutschlands wird von den Kassen nicht auskömmlich finanziert. Damit nicht genug: Bis 2020 reduziert sich nach Schätzung des Bundesarztregisters der KBV auch die Zahl der niedergelassenen Kollegen um rund 3300. Diesem Ärzteschwund in Praxen und Kliniken steht eine spürbare Zunahme ernsthaft Erkrankter gegenüber. Denn aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung wird die Zahl der Krebs- und Gefäßpatienten um schätzungsweise 10 % ansteigen. Man fühlt sich an eine Karikatur aus den 1970er-Jahren erinnert, in der ein einsamer Junglehrer einer 40-köpfigen Schulklasse gegenübersteht. Versehen mit der Unterschrift „Ich bin die Lehrerschwemme. Seid ihr der Pillenknick?“