Gesundheitswesen 2016; 78(10): 672-677
DOI: 10.1055/s-0035-1548933
Übersichtsarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Common Risk Factor Approach – Ein integrierter bevölkerungsbezogener und evidenzbasierter Ansatz zum Ausgleich sozialer Ungleichheiten in der Mundgesundheit

The Common Risk Factor Approach – An Integrated Population- and Evidence-Based Approach for Reducing Social Inequalities in Oral Health
A. Heilmann
1   Department of Epidemiology and Public Health, University College London, London, United Kingdom
,
A. Sheiham †
1   Department of Epidemiology and Public Health, University College London, London, United Kingdom
,
R. G. Watt
1   Department of Epidemiology and Public Health, University College London, London, United Kingdom
,
R. A. Jordan
2   Institut der Deutschen Zahnärzte, (IDZ), Köln
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. September 2015 (online)

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Zusammenfassung

Chronische Krankheiten, darunter Zahnkaries und Parodontalerkrankungen, stellen weltweit ein erhebliches Problem der öffentlichen Gesundheit dar. Zudem gibt es ein soziales Gesundheitsgefälle, das sich in linearer, schrittweiser Art und Weise von oben nach unten durch die gesamte Gesellschaft zieht. Gesundes Verhalten lässt sich umso schwerer aufrechterhalten, je weiter unten auf der sozialen Leiter man sich befindet. Soziale Ungleichheiten in der Mundgesundheit wurden auch in Deutschland nachgewiesen. Frühere Erklärungen für soziale Ungleichheiten haben sich vor allem auf individuelle Verhaltensweisen konzentriert und die sozialen Determinanten von Gesundheit und Krankheit vernachlässigt. Vorherrschende Ansätze zur Förderung von Gesundheit waren bis vor Kurzem auf einzelne und spezifische Krankheiten gerichtet und haben die Mundgesundheit von der Allgemeingesundheit getrennt. Ein alternativer Ansatz ist ein gemeinsamer Risikofaktorenansatz, der Common Risk Factor Approach (CRFA), bei dem die wichtigsten Risikofaktoren in Angriff genommen werden, die einer Vielzahl bedeutender chronischer Krankheiten gemein sind, einschließlich Krankheiten des Mundes und der Zähne. Der CRFA konzentriert sich auf die gemeinsamen zugrunde liegenden Determinanten für Gesundheit, mit dem Ziel, die allgemeine Gesundheit von Bevölkerungen zu verbessern und auf diese Weise soziale Ungleichheiten zu reduzieren. Die Hauptimplikation des CRFA hinsichtlich der Formulierung von Strategien zur Förderung der Mundgesundheit besteht daher in der Zusammenarbeit mit einer Reihe anderer Sektoren und Disziplinen. Belange der Mundgesundheit sollten in die Empfehlungen zur Verbesserung der Allgemeingesundheit integriert werden. Verbesserungen in der Mundgesundheit und eine Reduzierung der Ungleichheiten in der Mundgesundheit werden wahrscheinlicher durch eine sektoren- und disziplinübergreifende Zusammenarbeit erreicht sowie über Strategien, die sich auf die vorgelagerten, zugrunde liegenden Determinanten von Munderkrankungen konzentrieren.

Abstract

Worldwide, non-communicable diseases including dental caries and periodontal diseases, remain a major public health problem. Moreover, there is a social gradient in health across society that runs from the top to the bottom in a linear, stepwise fashion. Health promoting behaviours become more difficult to sustain further down the social ladder. Oral health inequalities also exist in Germany. Earlier explanations of social inequalities have mainly focused on individual lifestyle factors, ignoring the broader social determinants of health and disease. Until recently, the dominant approaches to general health promotion focused on actions to reduce specific diseases, separating oral health from general health. An alternative approach is the common risk factor approach (CRFA) where risk factors common to a number of major chronic diseases, including diseases of the mouth and teeth, are tackled. The CRFA focuses on the common underlying determinants of health to improve the overall health of populations, thereby reducing social inequalities. The main implication of the CRFA for oral health policies is to work in partnership with a range of other sectors and disciplines. Oral health issues need to be integrated with recommendations to promote general health. Improvements in oral health and a reduction in oral health inequalities are more likely by working in partnership across sectors and disciplines using strategies that focus upstream on the underlying determinants of oral diseases.