Aktuelle Dermatologie 2015; 41(03): 73
DOI: 10.1055/s-0035-1548991
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Atopische Dermatitis – Welche Rolle spielt Zink?

Rezensent(en):
Dunja Voos

Acta Derm Venereol 2014;
94: 558-562
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. März 2015 (online)

 

Bisher war bekannt, das Zink unerlässlich für das normale Zellwachstum, die Proliferation und Regeneration ist und trockene Haut auf einen Zinkmangel hinweisen kann. Welche Rolle Zink bei der atopischen Dermatitis spielt, ist allerdings nicht eindeutig geklärt.
Acta Derm Venereol 2014; 94: 558–562

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Sekundäre Kratzläsionen an der Beugeseite des rechten Armes eines 6-jährigen Mädchens mit atopischer Dermatitis. (© Raap U, Ständer S. Akt Dermatol 2013; 39: 223–227)

Zinkmangel macht sich an der Haut deutlich bemerkbar, das zeigt auch die erblich bedingte Erkrankung Akrodermatitis enteropathica, bei der die Zinkaufnahme im Darm gestört ist. Einige Studien kamen zu dem Ergebnis, dass auch Neurodermitiker häufig erniedrigte Zinkkonzentrationen aufweisen. Hingegen müssen niedrige Zinkkonzentrationen im Blut nicht unbedingt mit einer Verschlimmerung des Ekzems verbunden sein, wie andere Untersuchungen zeigten.

J. E. Kim und Kollegen vom Hanyang Universitätsklinik Seoul, Südkorea, haben 58 Kinder mit und 43 ohne Neurodermitis untersucht. Die 28 Jungen und 30 Mädchen mit Neurodermitis waren durchschnittlich 6,2 Jahre alt (Spanne: 2–14 Jahre) . Die Kinder litten unter einer milden bis moderaten Neurodermitis mit einem EASI-Wert (Eczema Area and Severity Index) von weniger als 26 Punkten. Sie wurden weder mit Calcineurin-Inhibitoren noch mit topischen Steroiden oder Antibiotika behandelt.

Zinkkonzentration im Haar spiegelt Werte im Blut wider

Zunächst ermittelten die Autoren die Zinkkonzentration im Haar der Kinder. Aus früheren Studien ist bekannt, dass die Mineralstoffanalyse des Haars recht genau den Mineralstoffgehalt im Blut wiedergibt. Bei den atopischen Patienten lag die Zinkkonzentration im Haar durchschnittlich bei 113,1 ± 33,36 μg / g und war somit deutlich niedriger als bei den Studienteilnehmern der Kontrollgruppe, bei denen die Werte durchschnittlich 130,9 ± 36,63 μg / g betrugen (p = 0,012).

Während 41 Patienten mit Neurodermitis (70,7 %) Zinkwerte von weniger als 130 μg / g aufwiesen, lag der Zinkgehalt nur bei 18 Kontrollpersonen (41,9 %) unter diesem Wert (p = 0,003). Die 41 Neurodermitis- Patienten mit den niedrigen Zinkwerten wurden auf 2 Untersuchungsgruppen randomisiert: 22 Patienten erhielten 8 Wochen lang ein orales Zinkpräparat (12 mg Zink pro Tag, Gruppe A), wohingegen die übrigen 19 Patienten (Gruppe B) orale Antihistaminika und topische Feuchtigkeitsbehandlungen erhielten.


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Präparate lassen Zinkgehalt im Haar ansteigen

Nach 8 Wochen hatte sich in Gruppe A der Zinkgehalt im Haar deutlich erhöht: Er war von durchschnittlich 96,36 auf 131,81 μg / g angestiegen (p < 0,001). In Gruppe B hingegen hatte sich der Zinkgehalt nicht nennenswert verändert. Ebenfalls verbessert hatten sich die Werte des EASI, der TEWL-Wert (Transepidermaler Wasserverlust) und der Juckreiz gemäß visueller Analogskala. In Gruppe A war der EASI-Wert innerhalb von 8 Wochen von einem Ausgangswert von 6,56 auf 1,73 Punkte gesunken. In Gruppe B sank der Wert in derselben Zeit von 6,32 auf 3,29 Punkte. Der Unterschied zwischen den Veränderungen im den beiden Gruppe war statistisch signifikant (p = 0,044). Die TEWL-Werte fielen innerhalb der 8 Wochen von 23,62 auf 15,19 g / m² / h in Gruppe A und von 23,78 auf 19,86 g / m² / h. Auch hier war der Unterschied nach 8 Wochen zwischen den Gruppen signifikant (p = 0,015). Ebenso ließ der Juckreiz in beiden Gruppen nach, wobei Gruppe A nach 8 Wochen deutlich bessere Ergebnisse erzielte als Gruppe B (p < 0,001). Die Autoren stellten keine unerwünschten Nebenwirkungen fest.

Fazit

Die orale Nahrungsergänzung mit Zink eignet sich zur Behandlung des Zinkmangels bei Kindern mit Neurodermitis, so die Autoren. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass sich bei den mit Zink behandelten Kindern im Vergleich zur Kontrollgruppe der Juckreiz, der EASI-Wert und auch der transepidermale Wasserverlust deutlich verbesserten.


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Sekundäre Kratzläsionen an der Beugeseite des rechten Armes eines 6-jährigen Mädchens mit atopischer Dermatitis. (© Raap U, Ständer S. Akt Dermatol 2013; 39: 223–227)