Journal Club AINS 2015; 4(1): 4-5
DOI: 10.1055/s-0035-1549353
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Publication Date:
27 March 2015 (online)

Künstlicher Mini-Organismus statt Tierversuche

Forscher des Fraunhofer-Institut für Werkstoff und Strahltechnik (IWS) in Dresden haben gemeinsam mit dem Institut für Biotechnologie der TU Berlin eine neuartige Lösung entwickelt, die Tierversuche in der medizinischen Forschung überflüssig machen könnte: Einen Multiorgan-Chip, der die komplexen Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper verblüffend genau nachstellt [Abb. 1]. „Unser System ist ein Miniorganismus im Maßstab 1:100 000 zum Menschen“, so Dr. Frank Sonntag vom IWS. In dem Chip lassen sich an mehreren Positionen menschliche Zellen aus verschiedenen Organen aufbringen. Die Zellen haben die Forscher aus Blutspenden gewonnen, die für Forschungszwecke zur Verfügung stehen. Diese „Mini-Organe“ sind durch winzige Kanäle miteinander verbunden. „Damit simulieren wir den menschlichen Blutkreislauf“, erklärt Sonntag. Eine Mikropumpe befördert – ähnlich wie das menschliche Herz – kontinuierlich flüssiges Zellkulturmedium durch Mikrokanäle. Den genauen Aufbau des Chips, d. h. die Anzahl der Mini-Organe und die Verbindung mit den Mikrokanälen, können die IWS-Forscher spezifisch an unterschiedliche Fragestellungen und Anwendungen anpassen. Mit dem Chip lassen sich sowohl Medikamenten-Wirkstoffe als auch Kosmetika untersuchen. vla

Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Werkstoff- und Strahltechnik IWS

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Abb. 1 Als Alternative zu Tierversuchen wurde der künstliche Mini-Organismus kürzlich mit dem Tierschutz-Forschungspreis 2014 ausgezeichnet.