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DOI: 10.1055/s-0035-1550026
Die Humanitäre Sprechstunde in Frankfurt am Main: Inanspruchnahme nach Geschlecht, Alter und Herkunftsland
The Humanitarian Consultation-hour in Frankfurt am Main: Utilization by Gender, Age, Country of OriginPublication History
Publication Date:
30 July 2015 (online)
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Zusammenfassung
Hintergrund: Die Humanitäre Sprechstunde ist ein freiwilliges, anonymes Angebot der Stadt Frankfurt am Main, das im Dezember 2001 ins Leben gerufen wurde. Hier können sich Nicht- Krankenversicherte oder undokumentierte Migranten kostenlos behandeln lassen. Nachfolgend wird das Inanspruchnahmeverhalten der Sprechstunde nach Geschlecht, Alter, Herkunftsland und Diagnose seit dem Jahr 2008 vorgestellt.
Methoden: Die digitale Dokumentation der Daten ist seit 2008 verfügbar. Es wurden Daten der Jahre 2008–2013 berücksichtigt. Betrachtet wurden unter anderem das Untersuchungsdatum, das Geburtsdatum, Geschlecht, Herkunftsland, Besuchsfrequenz, Erkrankungen und Medikation.
Ergebnisse: Im Zeitraum 2008–2013 erfolgten in der Sprechstunde 8 574 Konsultationen bei 2 384 behandelten Patienten. Die Nutzungsintensität hat sich zwischen 2008 (n=673) und 2009 (n=1 154) fast verdoppelt und steigt seitdem kontinuierlich an (1 911 Besuche in 2013). Ein Großteil der Patienten stammt aus Afrika. Seit 2008 ist insbesondere ein Anstieg der Patienten aus Bulgarien und Rumänien zu verzeichnen. Ungefähr Zweidrittel der Patienten sind weiblich, ein Drittel männlich. Jeweils ein Fünftel der Hilfesuchenden sind Kinder und Jugendliche unter 20 Jahre und Erwachsene über 60 Jahre. Am häufigsten ist die Altersgruppe zwischen 20–40 Jahre vertreten. Zu den Hauptdiagnosen gehören Erkrankungen des Herz-Kreislauf- und Gefäßsystems und des Bewegungsapparates, Stoffwechselkrankheiten (Diabetes mellitus), Erkrankungen des Verdauungstraktes sowie Schwangerschaft/Entbindung.
Schlussfolgerung: Die humanitäre Sprechstunde ist eine wichtige Einrichtung des Gesundheitsamtes der Stadt Frankfurt am Main und wird von einer großen Zahl Hilfebedürftiger genutzt. Insbesondere Hilfesuchende aus Südosteuropa kommen zunehmend in die Sprechstunde. Angebote wie die Humanitäre Sprechstunde am Gesundheitsamt in Frankfurt am Main können und sollen für eine Übergangszeit subsidiäre Tätigkeiten übernehmen, langfristige strukturelle Lösungen zur Gewährleistung der medizinischen Versorgung müssen jedoch geschaffen werden.
Abstract
Background: The humanitarian consultation-hour is a voluntary, anonymous offer provided by the City of Frankfurt am Main, which was established in December 2001. Here, people without health insurance or undocumented migrants can be treated for free. The aim of this analysis is to investigate the utilization of the consultation-hour by gender, age, country of origin and diagnosis since 2008.
Methods: The digital data documentation is available since 2008. Data from the years 2008–2013 were considered. The examination date, the date of birth, sex, country of origin, frequency of visits, diseases and medication amongst other data were examined.
Results: In the period from 2008 to 2013, 8 574 consultations were counted and 2 384 patients were treated during office hours. The amount of consultations has doubled between 2008 (n=673) and 2009 (n=1 154) and is rising steadily since then (1 911 visits in 2013). The majority of patients come from Africa. Since 2008, an increase of patients from Bulgaria and Romania has been recorded. Approximately two-thirds of the patients are female, one third male. One fifth of those seeking help are children and adolescents under 20 years and adults over 60 years. The most common age group is between 20–40 years old. The main diagnoses include diseases of the cardiovascular and vascular system and the musculoskeletal system, metabolic diseases (diabetes mellitus), digestive diseases and pregnancy/childbirth.
Conclusion: The humanitarian consultation-hour is an important offer provided by the Public Health Department of the City of Frankfurt am Main and is used by a large number of people who are seeking help. In particular, people from South Eastern Europe are increasingly visiting the consultation-hour. Activities such as the humanitarian consultation-hour can take over subsidiary activities for a transitional period, however long-term structural solutions must be provided to ensure access to health care for this vulnerable group.
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