Zusammenfassung
Um die Heterogenität schizophrener Psychosen zu entflechten, wurde ein systemspezifischer
Ansatz mit den Domänen „Sprache“, „Affekt“ und „Motorik“ vorgeschlagen. Dieser Ansatz
wird am Beispiel der Motorikdomäne unter Verwendung eines primär kasuistischen Zugangswegs
auf seine klinische Anwendbarkeit hin untersucht und seine Unterschiede zu dem Positiv-/Negativ-Konzept
werden diskutiert. Alle acht beschriebenen Fälle zeichnen sich durch eine verlaufsstabile
motordominante Symptomatik aus, die auch mithilfe standardisierter Untersuchungsinstrumente
wie der Berner Psychopathologieskala (BPS) und der Methode der Akzelerometrie objektiviert
werden kann. Eine Charakterisierung hinsichtlich des Positiv-/Negativ-Konzepts fällt
in den beschriebenen acht Fällen eher schwer. Allerdings wird auch eine klare Überschneidung
der Motorikdomäne mit den anderen beiden Domänen deutlich, was eine Anwendung des
systemspezifischen Ansatzes im Sinne einer Typologie erschwert. Darüber hinaus zeigen
sich innerhalb des motordominanten Subtyps sowohl phasenhafte Verlaufsformen mit und
ohne Vollremission als auch chronisch-schleichende Verläufe. Der systemspezifische
Ansatz stellt dennoch ein heuristisch nützliches Konzept für die Zukunft dar.
Abstract
In order to reduce heterogeneity in schizophrenia, a system-specific approach consisting
of the domains “language”, “affect” and “motor behavior” has been proposed. We examined
this system-specific approach for its applicability to clinical practice in the motor
behavior domain, using the methodological approach of case studies, and discuss here
the differences to the positive/negative concept. We analyzed eight cases with stable
motor-dominant symptoms, and also quantitatively assessed motor behavior by using
the Bern Psychopathology Scale (BPS), a standardized psychopathological assessment
instrument, as well as actigraphic data. Characterization of cases using the positive/negative
approach was not helpful. We found an overlap of the motor behavior domain with the
other two domains. This complicates the application of the system-specific approach
in the sense of a typology. Furthermore, we found both relapsing courses with full
remission and chronic courses with deterioration within the motor-dominant subtype.
Nevertheless, the system-specific approach has heuristic utility for the future.
Schlüsselwörter
Schizophrenie - Psychopathologie - Katatonie - Motorik
Key words
schizophrenia - psychopathology - catatonia - motor behavior