Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0035-1555760
Seltener Befund des Innenohrs nach Trauma
Rare Finding of the Inner Ear after TraumaPublication History
Publication Date:
02 July 2015 (online)
Fallbeschreibung
Die folgenden 2 Fallbeispiele fanden in ähnlicher Art und Weise zu unterschiedlichen Zeitpunkten an unserer Klinik statt. Es handelt sich um eine 50-jährige Frau und einen 38 Jahre alten Mann, welche beide aufgrund einer einseitigen Taubheit in der regulären Sprechstunde zur weiteren Abklärung vorstellig wurden.
Die erste Patientin berichtete von einer Ertaubung des rechten Ohres, welche vor mehreren Jahren plötzlich aufgetreten war.
Bei der ohrmikroskopischen Untersuchung konnte der Befund eines Cholesteatoms im rechten Mittelohr erhoben werden. Es zeigte sich eine nicht einsehbare Retraktion des Trommelfells im hinteren-oberen Quadranten mit Matrixbildung. Die Haut des Gehörgangs war intakt und ein Cholesteatom des Gehörgangs konnte klinisch ausgeschlossen werden.
Auch der zweite Patient berichtete von einer Taubheit des linken Ohres, welche seit einem Schlag auf das Ohr vor etwa 3 Jahren bestanden hatte. Der Patient hatte keine Otorrhoe, das Trommelfell zeigte sich intakt, reizlos und transparent.
Voroperationen an den Ohren wurden von beiden Patienten verneint.
Im weiteren Verlauf wurde mithilfe einer Tonaudiometrie und einer Hirnstammaudiometrie in beiden Fällen eine Surditas am jeweils betroffenen Ohr diagnostiziert.
Zur weiteren diagnostischen Abklärung erfolgten in beiden Fällen eine Kernspintomografie des Schädels sowie eine hochauflösende Computertomografie der Felsenbeine.
Die Kernspintomografie war in beiden Fällen unauffällig ohne einen Hinweis für eine cochleäre Pathologie oder eine Pathologie der Hörbahn, welche den Befund einer Ertaubung hätte erklären können.
Die Computertomografie ergab im Falle der weiblichen Patientin den Befund einer meso- und epitympanalen Verschattung bei intakten Ossikeln. Das knöcherne Innenohr (Labyrinthkapsel) wurde als unauffällig beschrieben. Bei erneuter Beurteilung der Bildgebung konnte neben einer vertikalen Fraktur der Pars tympanica ossis temporalis eine isolierte, nicht dislozierte Fraktur (Länge 3 mm) der knöchernen Labyrinthkapsel im Bereich des Promontoriums diagnostiziert werden ([Abb. 1]). Die Frakturlinie hatte ebenfalls einen vertikalen Verlauf.
Im Fall des männlichen Patienten konnte mithilfe der Computertomografie eine isolierte, nicht dislozierte Fraktur (Länge 2 mm) der knöchernen Labyrinthkapsel im Bereich des lateralen Bogengangs – Pars ampullaris identifiziert werden ([Abb. 1]). Die unmittelbar umgebenden Strukturen wie der knöcherne Kanal des Nervus vestibularis superior oberhalb und der knöcherne Kanal des Nervus facialis – Pars tympanica unterhalb, zeigten sich unverändert, ohne Hinweis für eine Fraktur. Auch die übrigen Strukturen des Mittel- und Innenohrs zeigten keine weiteren Auffälligkeiten.
Die weibliche Patientin berichtete auf neuerliche, gezielte Nachfrage hin von einem stattgefundenen Trauma, welches retrospektiv in einen zeitlichen Zusammenhang mit dem Beginn der Ertaubung zu bringen war. Das klinisch auffällige Cholesteatom ist als sekundärer Befund anzusehen.
Im Fall des männlichen Patienten war die traumatische Genese bekannt.
Therapeutisch wurde beiden Patienten die Möglichkeiten einer Cochlea-Implantat-Versorgung oder einer CROS-Hörgeräte Versorgung angeboten. Dies wurde jedoch bisher von beiden nicht in Anspruch genommen. Sollte sich ein Patient für eine operative Versorgung mit einem Cochlea-Implantat entscheiden, ist bei diesen Frakturen, ohne Stufenbildung, von keinen besonderen Schwierigkeiten bei der Elektroden Insertion auszugehen. Eine Versorgung mittels CROS-Hörgerät bietet eine mögliche nicht-invasive Alternative.