PPH 2015; 21(04): 211
DOI: 10.1055/s-0035-1558637
Rezensionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Seniorenspielbuch – Reaktivierung Dementer in Pflege und Betreuung.

Rezensent(en):
Christoph Müller
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Juli 2015 (online)

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(Foto: Springer-Verlag)

Es ist mehr als passend, das Spielen in der Psychiatrischen Pflege als Alltagsgeschäft zu beschreiben. Trotzdem findet sich kaum eine Fachpublikation zum Thema, obwohl die Krankenschwestern und Krankenpfleger Tag für Tag „Mensch, ärgere Dich nicht“ und Fußball spielen. Umso wichtiger ist das „Seniorenspielbuch“, das sich zwar auf die Unterstützung verwirrter Menschen konzentriert, aber Wichtiges unterstreicht.

„Nach dem ganzheitlichen Menschenbild sind Erweiterung der Ansprechbarkeit und Öffnung der Ressourcen dementer Menschen notwendig“, schreibt Ursula Stöhr. Die Vielfalt der angebotenen Konzentrations- und Gedächtnisspiele, der Orientierungs- und Kommunikationsspiele, der Entspannungs- und Bewegungsspiele wird diesem Anspruch gerecht. Sie unterstreicht, wie wichtig das Spiel und das Spielen im pflegerischen Alltag sind: „Wenn Menschen im Spiel ihre noch vorhandenen Sinnesfähigkeiten wahrnehmen und erfahren, dass sie mehr können, als ihnen bewusst war, verstärkt sich ihre Persönlichkeit. Sie fühlen sich wohl, angesprochen und gebraucht.“

Wenn man diese Sätze liest, erscheint es unverständlich, dass das Spiel an sich sowie das Spielen in der Psychiatrischen Pflege unreflektiert praktiziert werden. Das Spielen und das Spiel an sich machen den Weg zu den von seelischem Leid betroffenen Menschen frei. Sie machen sichtbar, wie die Persönlichkeit des Gegenübers zu verstehen ist und legen offen, wie unser Gegenüber kommuniziert und sich in der Interaktion präsentiert. So ist das Buch als Anstoß zu verstehen, sich eingehender mit dem Spielen zu beschäftigen.

Das Spiel und das Spielen zeigen, dass Pflege und Betreuung dementer, aber auch anderer leidender Menschen fernab von Qualitätsstandards und Leistungskatalogen zu verstehen und zu praktizieren sind. „Wohl kaum ein anderer Mensch ist dem Dementen näher als der Pfleger und der Betreuer“, stellt Stöhr fest. Dieses Kapital gilt es im pflegerischen Alltag zu nutzen.

Das Buch zeigt Perspektiven mit den zahlreichen Spielmöglichkeiten, die deutlich über Gesellschaftsspiele hinausgehen. Sie gilt es zu erproben und in den pflegerischen Alltag, vor allem aber in den Alltag der betreuten Menschen Farbe zu bringen. Packen Sie es an.

Christoph Müller