PPH 2015; 21(04): 213
DOI: 10.1055/s-0035-1558640
Rezensionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Wenn Essen nicht satt macht – Emotionales Essverhalten erkennen und überwinden

Rezensent(en):
Christoph Müller
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Juli 2015 (online)

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(Foto: Balance buch + medien verlag)

Das Mitgehen mit Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Essverhalten haben, ist für jeden psychiatrischen Praktiker eine Herausforderung. Das Buch „Wenn Essen nicht satt macht“ ist gleichfalls eine Aufgabe für denjenigen, der sich der Lektüre stellt. Denn es kratzt an der Schale desjenigen psychiatrischen Praktikers, der sich auf den Weg macht, emotionales Essverhalten zu verstehen.

Wieso dies so zu sein scheint? Die Therapeutin Jennifer Taitz geht konsequent den Weg über die eigene Betroffenheit zur Begleitung anderer Menschen. Das Buch spricht die breite Masse an wie es auch die psychiatrisch Tätigen anspricht. Emotionales Essverhalten halte davon ab, „unser persönliches Potential zu entdecken“. Von Achtsamkeit und Akzeptanz ist immer wieder die Rede. Von verhaltenstherapeutischen Programmen wird immer wieder gesprochen. Entscheidend bei einem emotionalen Essverhalten sei, dass Gefühle oft mitessen würden.

Ansprechend an den Ideen von Taitz ist, dass sie die Ressourcen und die Kompetenzen des einzelnen Menschen im Blick hat. So schreibt sie, dass Probleme Gelegenheiten seien. Sehr persönlich spricht sie den Leser an: „Nehmen Sie sich nach einem Rückschlag einen Augenblick Zeit, um urteilsfrei und ohne Rechtfertigungsdruck daraus zu lernen.“

„Emotionen und Essverhalten erkennen und verstehen“, „Momente der Achtsamkeit“ und „Emotionale Intelligenz“ steht über den Kapiteln, in denen es eher um die Analyse des eigenen Verhaltens und Essens geht. Die Vermittlung von Fähigkeiten wird begleitet von Überschriften wie „Auf Emotionen surfen und das Selbstvertrauen stärken“, „Unangenehme Gefühle ohne fremde Hilfe meistern“ oder „Mitgefühl mit sich selbst entwickeln“.

Taitz macht deutlich, dass Wege zu einem gelingenden Miteinander von Essen und Gefühlen manchmal steinig sind. Deshalb schreibt sie, dass ein Leben nach Werten Ausdauer erfordere. Ein werteorientiertes Leben basiere auf der Bereitschaft, negative Emotionen in Kauf zu nehmen. Kontrolliertes Essverhalten könne den emotionalen Hunger herausfordern. Taitz sieht, dass es Sinn macht, in kleinen Schritten zu erreichbaren Zielen zu kommen.

Diese Grundhaltung verhindert Enttäuschungen und Niederlagen bei den betroffenen Menschen, die sich dem Zusammenhang von Essen und emotionaler Regulation nähern wollen. Taitz ermutigt, gibt Hoffnung und Kraft für den Weg.

Christoph Müller