Dialyse aktuell 2015; 19(6): 309-319
DOI: 10.1055/s-0035-1562920
Nephrologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Glomerulonephritis – Therapie bei Älteren

Glomerulonephritis – Therapy in the elderly
Uta Kunter
1   Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Rheumatologische und Immunologische Erkrankungen, Medizinische Klinik II, Uniklinikum RWTH Aachen (Klinikdirektor: Univ.-Prof. Dr. Jürgen Floege)
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10 August 2015 (online)

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Zusammenfassung

In Deutschland sind laut Statistischem Bundesamt rund 21 % der Bevölkerung älter als 65 Jahre. Eine stetig zunehmende Zahl dieser Menschen wird zum Nephrologen überwiesen, beim Vorliegen einer entsprechenden Indikation oft mit konsekutiver Nierenbiopsie. Auch im Alter finden sich bioptisch häufig behandelbare Erkrankungen, welche die Frage nach einer spezifischen Therapie aufwerfen, die nur aufgrund des Alters dem Patienten nicht pauschal versagt werden sollte. Die aktuelle KDIGO-Leitlinie zur Behandlung von Glomerulonephritiden unterscheidet in Empfehlungen für Kinder und Erwachsene, geht jedoch nur äußerst selten direkt auf Ältere ein. Der Grund hierfür ist, dass die meisten randomisierten, kontrollierten Studien (möglicherweise wegen der geringeren Komorbiditäten) mit Jüngeren durchgeführt wurden und die Ergebnisse nur auf die Älteren extrapoliert werden können. Zusätzlich sind Glomerulonephritiden seltene Erkrankungen – dementsprechend schwer ist es, ausreichend hohe Patientenzahlen in einem definierten Alter zu rekrutieren. In diesem Artikel wird daher auf allgemeine Aspekte des Alterns eingegangen, die sowohl für die supportive als auch die spezifische Therapie von Glomerulonephritiden relevant sind. Die Therapieentscheidung sollte bei Älteren individualisiert erfolgen, unter Berücksichtigung des allgemeinen Gesundheitszustandes des Patienten, seiner kognitiven Fähigkeiten, relevanten Begleiterkrankungen, theoretischen Lebenserwartung und seiner persönlichen Vorlieben nach gründlicher Aufklärung, Umsetzbarkeit und Symptomkontrolle rücken dabei stärker in den Vordergrund.

Summary

In Germany, approximately 21% of the population are 65 years or older. An increasing number of patients is referred to a nephrologist and may undergo a renal biopsy, if indicated. Similar to young patients, renal biopsies of old patients often reveal treatable conditions. Appropriate treatment should not be withheld just because of old age. The KDIGO clinical practice guideline for glomerulonephritis differentiates between recommendations for children and for adults in general, with few specific recommendations for those older than 65 years. One of the reasons may be that most controlled, randomized clinical studies have been performed in younger patients, possibly due to lesser comorbidities. Results can only be extrapolated to older patients. In addition, glomerulonephritis is a rare disease making it difficult to recruit sufficient numbers of eligible patients of a defined age. This article therefore focusses on different aspects of the ageing process that may be relevant to both specific and supportive therapy of patients with glomerulonephritis. Therapeutic decisions in the elderly should be made under consideration of the individual's situation, overall health status, cognitive capacity, relevant comorbidities, theoretic life expectancy, feasibility and personal preference after informed consent.