physioscience 2016; 12(02): 86
DOI: 10.1055/s-0035-1567102
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Promotion in den Therapiewissenschaften

Contributor(s):
K. Thümmler
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Publication Date:
13 June 2016 (online)

Promovieren als Therapeut

Für das weitere Gelingen der akademischen Entwicklung der Therapieberufe sowie deren Legitimation, Etablierung und Verankerung im deutschen Gesundheits- und Bildungssystem bedarf es des Aus- und Aufbaus grundlegender Strukturen zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Vor diesem Hintergrund leisten Promovierende in den Therapiewissenschaften Pionierarbeit.

Die Herausgeberin Prof. Dr. Heidi Höppner und 20 Mitautoren wagen in einem ersten deutschen Werk eine aktuelle Bestandsaufnahme über die wissenschaftliche Nachwuchsförderung in der Physio-, Ergo- bzw. Logopädie und weisen stringent auf deren Bedeutung für die Disziplinentwicklung der Therapiewissenschaften hin.

Hierzu greifen die Herausgeberin und ihre Mitautoren 2 Perspektiven auf: Zum einen soll dem wissenschaftlichen Nachwuchs Mut gemacht werden, sich dieser Entwicklungsaufgabe zu stellen. So berichten in den Beiträgen promovierte Nachwuchswissenschaftler über ihre Erfahrung im Promotionsprozess, deren unterschiedliche Zugangswege, Herausforderungen und Perspektiven. Sie zeigen Möglichkeiten der Finanzierung und der strukturellen Unterstützung, z. B. im Sinne von Graduiertenkollegs auf.

Zum anderen werden die politischen Dimensionen dieses Themas herausgestellt und im Sinne des „Steigbügelhaltens“ strukturelle Bedingungen thematisiert, die die wissenschaftliche Nachwuchsförderung in Deutschland gegenwärtig braucht. Aktuelle Hürden, Unwägbarkeiten sowie detaillierte Forschungsbedarfe in der Qualifikationsforschung werden aufgezeigt. Hier sind die Verantwortlichen der Bildungs-, Hochschul- und Berufspolitik, der Forschungsförderorganisation sowie Professoren angesprochen, Rahmenbedingungen für eine strukturierte Nachwuchsförderung zu schaffen.

Mit Blick über den (deutschen) Tellerrand hinaus werden zudem alternative Promotionswege im Ausland am Beispiel von Großbritannien und der Schweiz beleuchtet.

Fazit: Das Buch ist als „Mutmacher“ und Orientierungshilfe für promovierende und promotionsinteressierte Therapeuten sehr zu empfehlen. Es hilft, den Prozess der Akademisierung in eine 2. Phase weiterzudenken, die es für die Etablierung der Therapiewissenschaft in Deutschland braucht. Adressaten des Werks sind daher auch Verantwortliche von Politik und Bildung. Die einzelnen Beiträge laden mit ihren prägnanten Überschriften zum Lesen ein. Die Abbildungen und Tabellen sind teilweise etwas klein, beeinflussen die Lesbarkeit jedoch nur geringfügig. Das Buch ist mit 155 Seiten seinen Preis wert.

Kerstin Thümmler, Dresden