Z Gastroenterol 2017; 55(02): 221-222
DOI: 10.1055/s-0035-1567169
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Nicht nur durch Screening erklärbar?

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Publication Date:
15 February 2017 (online)

In einer Mitteilung im New England Journal of Medicine (2016; 374: 1605 – 1607) werden aktuelle Daten aus dem großen US-amerikanischen SEER-Bevölkerungsregister (SEER = Surveillance, Epidemiology, and End Results Program) bezüglich der Entwicklung der Mortalität und der Inzidenz des kolorektalen Karzinoms (KRK) dargestellt. Erfreulicherweise hat die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms in den USA seit 1975 um ca. 40 % und seit dem Gipfel Mitte der 80er-Jahre um 45 % abgenommen. Noch stärker ist die Mortalität mit mehr als 50 % gesunken.

In dem Artikel wird hinterfragt, ob diese positiven Effekte nur dem Screening geschuldet sind oder ob noch andere Faktoren eine Rolle spielen, da der Zeitverlauf der Reduktion nicht deckungsgleich mit dem der eingeleiteten Screeningverfahren ist. 1996 wurde von der US Preventive Services Task Force (USPSTF) erstmalig das Screening mittels FOBT und Sigmoidoskopie empfohlen. Medicare übernahm 1997 die Kosten für diese beiden Verfahren bei Personen ohne Risikofaktoren und für die Koloskopie bei Personen mit Hochrisikofaktoren 1997. Die American Cancer Society propagierte die Koloskopie als Screeningverfahren. 2001 wurden die Kosten für die Koloskopie bei Personen ohne Risikofaktoren auch von Medicare übernommen. Nach den US-Daten haben ca. 40 % der Amerikaner über 50 Jahre 1997 entweder eine Sigmoidoskopie oder Koloskopie erhalten. Dieser Prozentsatz stieg auf über 60 % in 2010 an.

Die beiden Autoren spekulieren darüber, dass auch andere Faktoren eine Rolle in der Reduktion der Inzidenz und der Mortalität des kolorektalen Karzinoms spielen:

  • verbessertes chirurgisches Vorgehen, Bildung von Zentren,

  • Einführung der adjuvanten Chemotherapie,

  • Entdeckung des kolorektalen Karzinoms in früheren Stadien und damit verbesserte Heilbarkeit – dies würde auch den deutlichen Rückgang des Anteils metastasierter Karzinome erklären,

  • diätetische Veränderungen (z. B. Reduktion des Verzehrs von geräuchertem Fleisch),

  • vermehrter Einsatz von Aspirin und nicht steroidalen Antirheumatika.