Zielstellung:
Die folgende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Medikamenten
während der Schwangerschaft und dem Entbindungszeitpunkt, sowie dem fetalen Outcome
bei Geburt, sowie bei vier weiteren Verlaufskontrollen.
Material und Methoden:
Im Rahmen einer longitudinalen Multizenterstudie an 10 Kliniken in Deutschland wurde
im Zeitraum von Oktober 2006 bis Juni 2008 der Medikamentenkonsum von 3082 Müttern
erfasst. Alle Frühgeborenen (≤36 SSW) und hypotrophen (< 10. Perzentile) Neugeborenen
wurden der exponierten Gruppe (n = 1586), das jeweils nachfolgende reife Neugeborene
(≥37 SSW und ≥10. Perzentile) einer Kontrollgruppe (n = 1496) zugeordnet.
Ergebnisse:
In beiden Gruppen war eine häufige Medikamenteneinnahme zu verzeichnen (83,4% in der
exponierten- vs. 83,6% in der Kontrollgruppe), wobei die prozentuale Medikamenteneinnahme
mit steigendem maternalen Alter in beiden Gruppen ebenfalls zunahm. In der exponierten
Gruppe waren 86,3% Frühgeborene, 78,1% hatten ein Geburtsgewicht unter der 10. Perzentile.
In der Gruppe der zu früh geborenen und gleichzeitig hypotrophen Neugeborenen konnte
eine Medikameneinnahme von 3,3 Präparaten pro Mutter (93,8%) ermittelt werden. In
Abhängigkeit vom maternalen BMI nahmen die untergewichtigen und die adipösen Frauen
der exponierten Gruppe am meisten Medikamente ein (BMI ≤18,49, exponierte Gruppe:
3,20 Medikamente/Frau vs. Vergleichsgruppe: 2,4 Medikamente/Frau; BMI ≥30,00: 3,10
vs. 2,49). Antidiabetika wurden am meisten in der exponierten Gruppe bei den Müttern
≥36 Jahren eingenommen (5,4% in der exponierten Gruppe vs. 2,5% in der Kontrollgruppe).
Im Vergleich zur aktuellen Literatur (0,5 – 1%) war der Einsatz an Antiepileptika
in beiden Gruppen gleichermaßen gering (0,2% in der exponierten- vs. 0,3% in der Kontrollgruppe).
Antihypertensiva wurden im Vergleich zur aktuellen Literatur (5 – 10%) in der exponierten
Gruppe der Frauen ≥36 Jahre mit 14,4% häufiger verabreicht (1,8% in der Kontrollgruppe
derselben Alterskategorie). Steigender BMI und höheres mütterliches Alter korrelierten
mit einem höheren Einsatz von Antihypertensiva und SD-Therapeutika. In der exponierten
Gruppe zeigte sich ein höherer Gebrauch an Analgetika (10,5% vs. 6,4% in der Kontrollgruppe),
wobei bei steigendem maternalen BMI ein insgesamt höherer Analgetika Verbrauch ermittelt
werden konnte.
Schlussfolgerungen:
Der ermittelte hohe Medikamentenkonsum während der Schwangerschaft auch in der Kontrollgruppe
erfordert einen kritischeren Umgang in der Verordnung von Medikamenten an Schwangere.
Die aufgezeigten Ergebnisse geben praxisrelevante Hinweise, die in der Geburtshilfe
zielorientiert eingesetzt werden können.