Seit längerem ist durch zahlreiche Publikationen der Zusammenhang zwischen einer Heparingabe
und dem Anstieg der freien SD-Hormonkonzentration im Serum gesichert. Der Wirkungsmechanismus,
der zu dieser Konzentrationsänderung führt, konnte bisher jedoch noch nicht abgeklärt
werden. Eigene in vitro-Versuche fanden eine heparininduzierte Modulation von SD-Hormonzellrezeptoren.
Die jetzigen Untersuchungen dienten der Frage, ob die in vitro gewonnenen Ergebnisse
auf in vivo-Verhältnisse übertragbar sind. Es wurde bei 16 Patienten nach Gabe von
7500 IE Liquemin zu verschiedenen Zeitpunkten Blut aus der V. hepatica, der Aorta
und der V. cubitalis entnommen, um die Konzentration der freien und der Gesamt-SD-Hormonkonzentration
im Serum zu bestimmen. Ferner wurde eine Bestimmung des freien Heparinspiegels vorgenommen.
Das Ergebnis zeigte zu allen Zeitpunkten nicht nur einen deutlichen Anstieg der freien
SD-Hormonkonzentration nach Heparingabe, sondern auch ein Konzentrationsgefälle zwischen
der V. hepatica einerseits und der Aorta bzw. der V. cubitalis andererseits. Dieser
Befund stützt die Hypothese, daß die Modulation der Zellrezeptoren für SD-Hormone
sich vorwiegend in der Leber als dem Hauptreservoir für SD-Hormone abspielt. Hierbei
kommt es als Folge der Rezeptorbindungsaffinitätsänderung mit daraus resultierender
Behinderung der intrazellulären Einschleusung von SD-Hormonmolekülen zu einem Anstieg
der freien SD-Hormonkonzentration im Serum, ein Vorgang, der gewissermaßen als Adaptation
des Organismus angesehen werden kann, um den SD-Hormonbedarf in der Zelle weiterhin
zu garantieren. Ein Anstieg der TT4 -Werte im Serum konnte nicht nachgewiesen werden. Dieser Vorgang, der durch eine sekundäre
Ablösung von bereits an Rezeptoren gebundenen T4 -Molekülen erklärt werden kann, erfordert offensichtlich eine zeitlich längere Einwirkung
von Heparin, wie sie z.B. bei Hämodialysepatienten vorhanden ist. Obwohl die durchgeführten
Untersuchungen die Hypothese einer Einflußnahme des Heparins auf die Zellrezeptoren
stützen können, bleibt der spezifische biochemische Wirkungsmechanismus allerdings
weiter ungeklärt.
A rise of serum levels of unbound thyroid hormones T3 and T4 following intravascular injection of heparin has been repeatedly reported. The cause
of this phenomenon has so far remained unexplained. Our own in vitro results supported
a heparin-triggered modulation of peripheral thyroid hormone receptors. Subsequently,
we tested our findings by corresponding in vivo experiments. 16 patients received
an intravascular injection of heparin (7500 IU) in the course of angiography. Blood
was withdrawn from hepatic vein, aorta and cubital vein simultaneously before and
several times after administration. The serum concentrations of free and total T3 and T4 and of heparin were assayed simultaneously. All samples showed a rise of the concentration
of unbound T3 and T4 after heparin injection. Additionally a negative concentration gradient of free T3 and T4 was found between hepatic vein and aorta and cubital vein. Modulation of thyroid
hormone receptor affinity towards T3 and T4 by heparin takes place predominantly in the liver. Following impairment of receptor
affinity towards T3 and T4 a reduction of intracellular uptake of these hormones takes place. In response of
metabolic demand of thyroid hormones of peripheral tissues an adaptive rise of free
T3 and T4 occurs. Total T4 levels were not increased in our samples. Obviously our experimental conditions in
vivo were not vigorous enough to dissociate receptor-bound T4 molecules as in our in vitro experiments. Our data support the hypothesis of a heparin-derived
impairment of T3 and T4 receptor affinity. The exact mechanism of this modulation remains unknown.