Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2014; 42(01): 32-39
DOI: 10.1055/s-0038-1623202
Originalartikel
Schattauer GmbH

Profile von Estron, Estronsulfat und Progesteron während der Trächtigkeit beim Esel (Equus asinus)

Profiles of estrone, estrone sulfate and progesterone in donkey (Equus asinus) mares during pregnancy
B. Hoffmann
1   Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
A. W. Bernhardt
1   Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
K. Failing
2   Zentrale Abteilung Biomathematik und Datenverarbeitung, Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
G. Schuler
1   Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen
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Publication History

Eingegangen: 27 June 2013

Akzeptiert nach Revision: 24 September 2013

Publication Date:
05 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Ziel: Erhalt weiterführender Daten zur endokrinen Kontrolle der Gravidität beim Esel und von Referenzwerten zur hormonellen Graviditätsdiagnostik. Material und Methodik: In monatlichen Abständen gewonnene Blutproben stammten von 23 Eselstuten mit normal verlaufenden Einlingsgraviditäten. Weiterhin wurden Proben von sechs Stuten mit klinischen Auffälligkeiten gewonnen. Die Bestimmung von Progesteron (P4), Gesamt-Estron (GE), freiem und konjugiertem Estron (E und ES) erfolgte mittels radioimmunologischer Verfahren. Ergebnisse: Die Trächtigkeitsdauer betrug im Mittel 372 ± 16 Tage; sie war bei Groß- und Normaleseln mit 375,9 ± 5,7 bzw. 385,8 ± 20,7 Tagen länger als bei Minieseln (357,4 ± 5,7 Tage, p < 0,05) und wies eine negative Korrelation (p = 0,043) zum Alter der Stute auf. Die P4-Werte schwankten in der 2.–5. Trächtigkeitswoche (TW) zwischen ca. 12 und 35 ng/ml, wonach sich bei acht Stuten die Anbildung der Copora lutea auxiliaria (CLA) durch einen steilen Anstieg der P4-Konzentration auf ca. 40–110 ng/ml in der 12.–17. TW zeigte. Der nachfolgende Abfall führte zu Werten zwischen 5 und 16 ng/ml bis zur ca. 46. Woche. Bei den meisten Stuten kam es zu einem geringen Anstieg zur Geburt. Die GE-Konzentrationen lagen bis zur 6. TW bei < 1 ng/ml, stiegen danach auf ca. 600–2700 ng/ml in der Mitte der Gravidität und fielen auf ca. 1–20 ng/ml in den letzten beiden TW ab. Der Verlauf von E und ES war mit p < 0,0001 korreliert, die E-Konzentration war bis zu 1000-mal niedriger als die von ES. Aus den Hormonverläufen er gaben sich keine eindeutigen Hinweise auf die beobachteten klinischen Auffälligkeiten. Schlussfolgerung: Der Verlauf der P4-Konzentration entspricht weitgehend der Situation beim Pferd. Bei den Östrogenen fehlt der beim Pferd charakteristische Anstieg von ES in Verbindung mit der Anbildung der CLA, ansonsten ergibt sich eine weitgehende Übereinstimmung. Rassespezifische Unterschiede zeigten sich nur bezüglich der Trächtigkeitsdauer. Klinische Relevanz: Die hormonelle Graviditätsdiagnostik beim Esel konnte auf eine solide Basis gestellt werden. Eine GE Konzentration > 5 ng/ml lässt mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine vorliegende Gravidität schließen. Ein hormonelles Graviditätsmonitoring als präventive Maßnahme ist derzeit noch nicht möglich.

Summary

Objectives: To gain further data on the hormonal control of pregnancy in the donkey and to obtain reference values for hormonal pregnancy testing. Material and methods: Blood samples were collected at monthly intervals from 23 donkey mares with normal singleton pregnancies. Further samples were obtained from six mares displaying pregnancies with clinical disorders. Progesterone (P4), total estrone (TE), free (E) and conjugated estrone (ES) were determined using radioimmunoassay. Results: Mean duration of pregnancy was 372 ± 16 days. It was longer (p < 0.05) in large (375.9 ± 5.7 days) and standard (385.8 ± 20.7 days) donkeys than in miniature donkeys (357.4 ± 5.7 days) and negatively correlated to the age of the mare (p = 0.043). P4-concentrations varied between 12–35 ng/ml during weeks 2–5 of pregnancy and increased thereafter in eight jennies concomitant with the formation of the secondary corpora lutea (sCL), reaching values of 40–110 ng/ml during weeks 12–17. The decrease observed thereafter resulted in concentrations between 5–16 ng/ml until week 46, followed by a slight increase in most of the mares prior to parturition. Concentrations of TE remained < 1 ng/ml until week 6. They increased thereafter to 600–2700 ng/ml during midpregnancy and displayed a decrease to 1–20 ng/ml during the last 2 weeks of pregnancy. The course of E and ES was correlated (p < 0.0001) and E concentrations were up to 1000 times lower than those of ES. The course of hormone concentrations did not provide any clear indications in relation to the observed clinical disorders. Conclusion: The course of P4-concentrations resembles largely the situation in the horse. In contrast to the horse, the course of ES does not show an increase concomitant with the formation of the sCL. Breed-specific effects became apparent regarding pregnancy duration. Clinical relevance: Hormonal pregnancy diagnostic in the jenny could be put on a solid basis with TE values > 5 ng/ml being indicative for pregnancy. At present, monitoring of P4 and estrone during pregnancy does not allow the prediction of clinical disorders.