Zusammenfassung
Selektive diagnostische Infiltrationen der Hals- und Lendenwirbelsäule spielen eine weitverbreitete Rolle in der Beurteilung degenerativer Erkrankungen. Entwicklungen in der bildgebenden Diagnostik in Verbindung mit steigender Prävalenz chronischer Wirbelsäulenbeschwerden lassen kontrollierte Infiltrationen zu einem wichtigen Teil des diagnostischen Konzepts werden. Selektive diagnostische Infiltrationen sollten röntgengestützt kontrolliert eingesetzt werden. Die Gabe von Lokalanästhestika mit unterschiedlicher Wirkdauer an dieselbe anatomische Struktur an unterschiedlichen Zeitpunkten erlaubt die Reduktion falsch positiver Befunde. Eine komplette oder partielle Schmerzreduktion stellt den diagnostischen Endpunkt des Verfahrens dar. Die Prävalenz von Facettengelenkarthralgien liegt zervikal bei 51% und lumbal bei 31%. Die Rate falsch-positive Befunde der selektiven Infiltrationen liegt bei über 40%. Diese Aspekte sind in der Beurteilung der Infiltrationsergebnisse zu berücksichtigen. Die Prävalenz von Iliosakralgelenkarthralgien liegt bei 20%. Falsch positive Befunde treten in 20% auf. Selektive diagnostische Blockaden zervikaler oder lumbaler Nervenwurzeln finden besonders bei multisegmentalen degenerativen Veränderungen und vor Operationen eine Rolle. Es besteht moderate Evidenz für eine positive Korrelation zwischen einem positiven Infiltrationsergebnis und dem Ergebnis einer dekompressiven Operation, wenngleich die Spezifizität der Wurzelblockaden gering ist. Allen diagnostischen Infiltration gemeinsam ist das Fehlen eines Goldstandards. Aufgrund des multidimensionalen Charakters von Schmerzen ist das Auftreten einer Schmerzreduktion nach der Infiltration mit gewissen Unsicherheiten behaftet, die in der Bewertung der diagnostischen Ergebnisse nicht übersehen werden sollten.
Summary
Controlled anaesthetic blocks of the cervical and lumbar spine play an increasingly important role in the diagnosis of degenerative spinal disorders. Advances in imaging technologies and increasing prevalence of spinal degeneration will further increase their use. Image guidance as well as controlled injection protocols with different local anaesthetics are mandatory in establishing a diagnosis on clinical relevance of imaging findings. Facet joint pain has a prevalence of 55% in the cervical and 31% in the lumbar spine. Medial branch blocks show a prevalence of false-positive results in over 40% which must be considered. Iliosacral joint pain has a prevalence of 20% in chronic low back pain a prevalence of 20% of false-positive Injection results. Cervical or lumbar root blocks have a key role in multisegmental disease. Moderate evidence exists for a positive correlation between positive results of injections and compressive surgery. Their specificity is low, however. All diagnostic injections lack a gold standard because pain relief as key outcome measure is flawed in diagnostic testing due to the multidimensional aspect of pain.
Schlüsselwörter
Diagnostische kontrollierte Infiltrationen - Lendenwirbelsäule - Halswirbelsäule - Facettengelenke - Iliosakralgelenke - Spinalnerven
Keywords
Diagnostic spinal injections - low back pain - neck pain - controlled comparative local anaesthetic blocks