Nervenheilkunde 2011; 30(03): 138-143
DOI: 10.1055/s-0038-1627790
Psychoonkologie
Schattauer GmbH

Depressive Störungen bei Tumorpatienten

Pathophysiologie und medikamentöse Behandlungsstrategien Artikel in mehreren Sprachen: deutsch | English
S. Hellwig
1   Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg
,
M. Berger
1   Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg
,
D. van Calker
1   Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg
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Publikationsverlauf

Eingegangen am: 09. November 2010

angenommen am: 07. Dezember 2010

Publikationsdatum:
23. Januar 2018 (online)

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Zusammenfassung

Leitlinien zur Diagnostik und Therapie depressiver Störungen in der Onkologie und Palliativmedizin sind ein zentraler Bestandteil der verbesserten Versorgung von Tumorpatienten. Komorbide depressive Erkrankungen verschlechtern die Lebensqualität und die Compliance, erhöhen vielleicht die Mortalität der Patienten und haben erheblichen Einfluss auf Kosten des Gesundheitssystems. Jüngste Entwicklungen in den bildgebenden Verfahren und molekularbiologischen Techniken ermöglichen ein neues Verständnis der Pathophysiologie von Depressionen bei onkologischen Prozessen. Neben ihren bekannten Wirkungen auf Depression und Angst sind Antidepressiva wirksam gegen neuropathischen Schmerz, Hitzewallungen, Fatigue, Anorexie und Kachexie. Psychosoziale Interventionen scheinen einen Effekt auf Wohlbefinden, Lebensqualität und depressives Syndrom zu haben, verbessern jedoch die Überlebensdauer nicht. Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über die pharmakologische Behandlung depressiver Störungen bei Krebserkrankungen und beschreibt neue neuroimmunologische Forschungsergebnisse, die das auffällig häufige Auftreten komorbider affektiver Erkrankungen bei onkologischen Patienten erklären könnten.