Nervenheilkunde 2012; 31(04): 221-225
DOI: 10.1055/s-0038-1628148
Neurophilosophie und Neuroethik
Schattauer GmbH

Tiefe Hirnstimulation und personale Identität

Was sollten wir messen?Deep brain stimulation and personal identitywhat should we measure?
K. Witt
1   Forschungsstelle Ethik, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Uniklinik Köln
,
L. Timmermann
3   Klinik und Poliklinik für Neurologie, Uniklinik Köln
,
J. Kuhn
2   Zentrum für Neurologie und Psychiatrie, Uniklinik Köln
,
C. Woopen
1   Forschungsstelle Ethik, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Uniklinik Köln
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Eingegangen am: 31. Juli 2011

angenommen am: 10. Oktober 2011

Publikationsdatum:
23. Januar 2018 (online)

Zusammenfassung

In jüngerer Zeit gibt es Hinweise darauf, dass die tiefe Hirnstimulation (THS) bei idiopathischem Parkinson-Syndrom in bestimmten Fällen Effekte auf die Identität der Patienten hat. Dieser Herausforderung begegnet man in klinischen Outcome-Studien vermehrt durch den Einsatz von Instrumenten, die auf Persönlichkeitsveränderungen entlang des „Fünffaktorenmodells“ von Persönlichkeit testen. In unserem Aufsatz argumentieren wir, dass besonders leistungsfähige Instrumente wie das NEO-Fünf-Faktoren Inventar (NEO-FFI) nicht ausreichen, um alle ethisch bedeutsamen Veränderungen der Identität der Patienten zu erfassen. Dazu unterscheiden wir im ersten Schritt zwischen der „Persönlichkeit“ gemäß Fünffaktorenmodell und der „individuellen Identität“ einer Person. Im zweiten Schritt begründen wir aufbauend auf einer näheren Analyse des Verhältnisses beider Begriffe, warum Veränderungen der individuellen Identität aus ethischer Sicht besonders bedeutsam sind. Der Aufsatz endet mit einem Fazit sowie einer kurzen Auflistung von Vorschlägen für die Weiterentwicklung der Begleitforschung zur THS bei Parkinson-Patienten.

Summary

Recently, a growing number of anecdotal reports suggests that deep brain stimulation (DBS) as a treatment for Parkinson’s disease may affect the patient’s identity. In order to meet this challenge, clinical outcome studies tend to test for changes in personality according to the “Big-Five” model of personality. In our paper we take issue with this general approach, arguing that even sensitive personality questionnaires like the NEO-Five Factor Inventory (NEO-FFI) do not suffice to ascertain all ethically relevant identity changes in our patients. We begin our analysis by differentiating between a person’s “personality” according to the big-five model and her “individual identity”. Subsequently we analyse the relation between the two notions more closely and argue for our claim that from an ethical point of view changes in individual identity are of special importance. Our paper concludes with a short summary and a list comprising several proposals for further developing studies examining identity effects of DBS in Parkinson patients.

 

    Die Literatur zu diesem Beitrag finden Sie unter www.nervenheilkunde-online.de.