Syphilis und HIV sind als sexuell übertragbare Krankheiten (STD) z.T. mit denselben
Risikofaktoren assoziiert. Zudem steigert eine Syphilisinfektion durch genitale Ulcera
auch das Risiko für eine HIV- Transmission. Auf der anderen Seite kann eine HIV Infektion
den Krankheitsverlauf, Diagnose und Therapie einer Syphilis beeinträchtigen. In Deutschland
werden gemäß IfSG beide Krankheiten nicht-namentlich direkt an das RKI gemeldet. Informationen
zu Ko-Infektionen werden nur auf freiwilliger Basis im Meldebogen angegeben. Im Jahr
2015 wurde in Deutschland bei 6,3% aller gemeldeten Syphilis-Fälle auch eine HIV-Infektion
gemeldet. Aufgrund der anonymen Meldepflicht können die Daten jedoch nicht direkt
miteinander abgeglichen werden. Daher ist von einer Unterschätzung der Ko-Infektionsrate
auszugehen. Am LGL werden zur Unterstützung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes pro
Jahr ungefähr 30 000 Proben auf STDs untersucht. Die Möglichkeit, die positiven Laborergebnisse
für die beiden Erkrankungen aus derselben anonymisierten Probe abrufen zu können,
ermöglichen es uns den Anteil der Syphilis und HIV Ko-Infektionen für Bayern zu errechnen
und mit den jährlichen Daten des RKI abzugleichen.
Im Zeitraum 2010 – 2016 wurden am LGL insgesamt 253 000 Proben auf HIV untersucht,
davon wurden nur 28% der Proben zeitgleich auch auf Syphilis untersucht. 46% der Proben
wurden von Justizvollzugsanstalten eingesandt, 53% der Proben von Gesundheitsämtern
und 1% von anderen Einsendern. Insgesamt wurden in den eingesandten Proben 508 (0,71%)
Syphilis-Infektionen und 1543 (0,61%) HIV-Infektionen labordiagnostisch nachgewiesen.
Davon waren 354 (0,49%) und 1074 (0,42%) Neuinfektionen, die auch zu einer Meldung
nach IfSG führten. Die Ko-Infektionsrate lag pro Jahr zwischen 5,3 – 16,9% und wies
keinen Trend auf. Betrachtet man nur die Ko-Infektionsrate der Neuinfektionen lag
diese bei durchschnittlich 5,9% für alle Jahre. In dem genannten Zeitraum war eine
Verdoppelung der von Gesundheitsämtern eingesandten Untersuchungsproben für Syphilis
und HIV zu beobachten.
Die Differenz der Ko-Infektionsrate am LGL und am RKI (6,3%) zeigt die Größenordnung
der Unterschätzung der gemeldeten Ko-Infektionen an. Die Ko-Infektionsraten des RKI
sind jedoch vergleichbar mit den am LGL errechneten Ko-Infektionsraten der Neuinfektionen.
In den letzten Jahren werden durch die Gesundheitsämter immer häufiger beide Untersuchungen
angefordert. Dies deutet auf einen positiven Trend und erweitertes Screening-Angebote
der Gesundheitsämter hin.