Hintergrund und Fragestellung:
Insulin-like growth factor 1 (IGF1) wird neben der Leber auch im Fettgewebe exprimiert.
Die Rolle von IGF1 aus dem Fettgewebe und dessen Einfluss auf den Metabolismus sind
bislang nur in Teilen verstanden. In der Berliner Fettmaus Inzuchtlinie (BFMI) wird
wahrscheinlich durch erhöhte Insulin- und IGF1-Werte im Plasma ein nicht-diabetisches
Glukoseprofil aufrechterhalten. In diesem speziellen Mausmodell soll die Rolle des
adipokinen IGF1 genauer untersucht werden.
Methodik:
Um die Rolle von IGF1 im Fettgewebe und dessen Einfluss auf den Glukosemetabolismus
zu charakterisieren, wurden mithilfe des Cre/LoxP-Systems Adipozyten-spezifische IGF1-Knockout-Mäuse
auf dem Hintergrund der BFMI-Maus (BFMIChr3-Igf-I-KOQ-AT) generiert und deren Glukosemetabolismus bei Gabe einer Hochfettdiät untersucht.
Ergebnisse:
Die IGF1-Expression in isolierten Adipozyten der BFMIChr3-Igf-I-KOQ-AT-Mäuse war nahezu vollständig eliminiert (0,5 – 2,3% Restexpression) während im kompletten
Fettgewebe noch eine Expression von 50 – 60% gegenüber Wildtyp-BFMI-Mäusen vorhanden
war. Die relativ hohe Restexpression im Fettgewebe der BFMIChr3-Igf-I-KOQ-AT-Maus wird auf eine unveränderte Expressionsstärke in der stromavaskulären Fraktion
zurückgeführt. BFMIChr3-Igf-I-KOQ-AT-Mäuse zeigten keine Veränderung in der IGF1-Konzentration im Plasma im Vergleich
zu Kontrollen. BFMIChr3-Igf-I-KOQ-AT-Mäuse wiesen eine Reduktion der Fettmasse der meisten Fettdepots auf, was in einer
leicht reduzierten relativen Gesamtkörper-Fettmasse resultierte. Im oralen Glukosetoleranztest
zeigten die BFMIChr3-Igf-I-KOQ-AT-Mäuse eine verzögerte Glukoseclearance (area under the curve für Blutglukose: BFMIChr3-IGF-I-KOQ-AT: 37577 ± 2264; BFMIChr3-Kontrollen: 31333 ± 1579; p = 0,03), aber gleichzeitig im Insulintoleranztest eine
verbesserte Insulinwirkung (area under the curve für Blutglukose: BFMIChr3-IGF-I-KOQ-AT: 5665 ± 210; BFMIChr3-control: 6211 ± 173; p = 0,05).
Schlussfolgerung:
Das Fehlen von IGF1 aus Adipozyten führt in adipösen BFMI-Mäusen zu einer Reduktion
der Fettgewebsmasse und beeinflusst dadurch den Glukosestoffwechsel.