
Zusammenfassung
Die Ergebnisse mehrerer Studien sprechen dafür, daß erhöhte Hämatokritbzw. Hämoglobinwerte mit einer erhöhten Inzidenz zerebrovaskulärer Erkrankungen einhergehen. Mehrfach beschrieben ist auch eine signifikant inverse Beziehung zwischen dem Hämatokrit und dem Cerebral Blood Flow, der bei Patienten mit Anämie gewöhnlich erhöht, bei Patienten mit Polyzythämie im allgemeinen erniedrigt ist.
Als entscheidender Faktor wird der Einfluß des Hämatokrits auf die Viskosität des Blutes angenommen. Andererseits ist die Viskosität des Blutes auch von zahlreichen anderen Faktoren abhängig, wie z.B. der Schubspannung, der Fibrinogenkonzentration, der Verformbarkeit und Aggregationsneigung der Erythrozyten wie auch der Plasmaviskosität.
Einer erhöhten Viskosität des Blutes dürfte vor allem dann pathogenetische Bedeutung zukommen, wenn lokal hämodynamisch relevante Stenosen bestehen bzw. wenn wie in sehr kleinkalibrigen Gefäßen die Schubspannung sehr niedrig ist.
Nachdem die Blutviskosität nicht nur vom Hämatokritwert, sondern auch von zahlreichen anderen Faktoren beeinflußt wird und die Details der pathophysiologischen Abläufe bisher keineswegs lückenlos bekannt sind, ist ein direkter Einfluß der Hämatokritwerte auf die Schlaganfallsinzidenz vorläufig nur mit Vorbehalt anzunehmen.