Zusammenfassung
Möglichkeiten und Anwendungen der molekularen Genanalyse werden für Hämophilie B und
Faktor-Vll-Mangel, die auf genetisch bedingten Defekten der Gerinnungsfaktoren IX
und VII beruhen, dargestellt. Auf molekularer Ebene zeigen beide Faktoren große Ähnlichkeit
sowohl in der Struktur des zugrundeliegenden Gens als auch in der Primärstruktur des
Proteins. Vor dem Hintergrund dieser Homologien werden vergleichend die Exon-Intron-Organisation
und die Polymorphismen der Gene und die korrespondierenden Domänenstruktur beschrieben.
Ausgehend vom Vererbungsmodus der Defekte wird ein Überblick über die Molekulardefekte
bei Hämophilie B und Faktor-Vll-Mangel gegeben und Ergebnisse einer großen Studie
zur Mutationsanalyse von 149 Hämophilie-B-Patienten und 35 Patienten mit FVII-Mangel
vorgestellt. An ausgewählten Mutationen werden Struktur-Funktions-Beziehungen unter
dem Aspekt funktioneller Analogien von FIX und FVII dargestellt. Die Anwendung der
molekularen Genanalyse in der humangenetischen Beratung (direkte genomische Diagnostik)
und klinischen Diagnostik wird am Beispiel von Hämophilie B erläutert. Bezüglich des
hereditären Faktor-Vll-Mangels wird die Rolle des Genotypes (Homozygotie, doppelte
Heterozygotie und Heterozygotie) verschiedener Genmutationen und Genpolymorphismen
auf den Grad der Verminderung der FVII-Aktivität beschrieben. Die Variabilität der
klinischen Symptomatik bei Faktor-Vll-Mangel wird vor dem Hintergrund der zugrundeliegenden
Molekulardefekte diskutiert.
Schlüsselwörter
Molekulare Gendiagnostik - Mutationsanalyse - Hämophilie B - Faktor-Vll-Mangel - Genpolymorphismen
- Struktur-Funktions-Aspekte