Zusammenfassung
In vorangegangenen tierexperimentellen Untersuchungen konnte mit rekombinantem (r) Hirudin eine sichere und effektive Antikoagulation für den kardiopulmonalen Bypass in der offenen Herzchirurgie durchgeführt werden. Bis heute gibt es kein klinisch erprobtes Antidot für r-Hirudin, welches dessen antikoagula-torische Wirkung aufhebt. Daher war es das Ziel dieser Studie zu untersuchen, ob r-Hirudin durch Hämofiltration aus der Blutzirkulation nephrektomierter Schweine entfernt werden kann. Acht Göttinger Minipigs wurden anästhesiert und bilateral nephrektomiert. Die Schweine erhielten einen intravenösen Bolus an r-Hirudin (1 mg/kg) und eine r-Hirudin-lnfusion (1 mg/kg/h) für die Dauer von 1 h. Die Tiere wurden in zwei Gruppen randomisiert. Tiere der Gruppe A (n = 4) wurden bis zu 4 h arteriovenös hämofiltriert. Tiere der Gruppe B (n = 4, Kontrollen) wurden nicht hämofiltriert. Nach der Applikation des r-Hirudin-Bolus stieg die aPTT in beiden Gruppen von einem mittleren Ausgangswert von 16 s auf Werte von > 200 s an. Nach 60 min Hämofiltration war die mittlere aPTT in Gruppe A auf 35 s und nach 3 weiteren Stunden auf 25 s abgefallen. Dieses Ergebnis korreliert gut mit der Plasmakonzentration an freiem r-Hirudin; Am Beginn der Hämofiltration lag die r-Hirudin-Konzentration bei 8,8 ± 2,2 μg/ml, betrug nach 60 min Hämofiltration 3,1 ± 0,5 μg/ml und lag nach 4 h Hämofiltration bei 1,5 ± 0,3 μg/ml. Diese Ergebnisse zeigen, daß Hämofiltration eine schnelle und effektive Elimination von r-Hirudin aus der Blutzirkulation ermöglicht, und daß diese Methode eine wirksame Behandlung von möglichen Blutungskomplikationen im Rahmen von Überdosierungen und/oder eingeschränkter Nierenfunktion darstellen könnte.
Schlüsselwörter
Rekombinantes Hirudin - Hämofiltration - extrakorporale Zirkulation - Antikoagulation - Schweine