Zusammenfassung
Hämorheologische und experimentelle Befunde weisen darauf hin, daß eine Verbesserung
der Perfusion normaler und ischämischer Hirnareale durch die Hämodilution möglich
ist. Die Verbesserung ist in Arealen mit ungestörter Autoregulation im wesentlichen
durch eine Verringerung des Hämatokrit und damit der Sauerstofftransportkapazität
des Blutes bedingt. Bei gestörter Autoregulation spielen Viskositätsparameter eine
zusätzliche Rolle. Berechnungen aufgrund von Untersuchungen an Gesunden legen die
Annahme nahe, daß ein Hämatokrit von etwa 0,42 für die Sauerstofftransportrate zum
Gehirn optimal ist. Dieser optimale Hämatokrit verschiebt sich nach experimentellen
Daten in ischämischen Arealen möglicherweise zu höheren Werten. Ein Unterschreiten
des optimalen Hämatokrit durch Hämodilution ist nur tolerabel, wenn Kompensationsmechanismen,
wie Erhöhung des Herzminutenvolumens und ein stabiles Blutdruckverhalten, gewährleistet
sind. Entsprechend diesen Prämissen haben Untersuchungen mit isovolämischer Hämodilution,
die nicht zur Erhöhung des Herzminutenvolumens führt, keine positiven, z.T. sogar
negative Ergebnisse erbracht. Hypervolämische Hämodilution birgt die Gefahr einer
erhöhten Sterblichkeit infolge Hirnödem, Herz- oder Nierenversagen. Lediglich eine
Untersuchung mit moderater hyper-volämischer Hämodilution hat ein eindeutig positives
Ergebnis ausgewiesen. Studien mit einer den individuellen Gegebenheiten des Patienten
angepaßten hypervolämischen Hämodilution zeigten bei nicht signifikant höherer Sterblichkeit
eine Tendenz zu geringerem klinischen Defizit bei den Überlebenden. Prospektive Untersuchungen
zur Klärung der Indikation und gegebenenfalls optimalen Modalität der Hämodilution
sind nötig.
Schlüsselwörter
Hämodilution - ischämischer Insult