
Zusammenfassung
Um die Beziehung zwischen dem Blutspiegel von Hirudin und dem Auftreten von Blutungen zu erfassen, benützten wir das Modell des Blutverlustes aus einem Kaninchenohr. Hirudin bewirkte keinen Blutverlust bei i. v. Dosierungen bis 1,0 mg/kg (20 µg/ml). Bei 2,5 bis 5,0 mg/kg (50 und 100 µg/ml, initialer Blutspiegel) wurde ein dosisabhängiger Anstieg des Blutverlustes wie nach 1,25 und 2,5 mg/kg Heparin i.v. beobachtet. Im Gegensatz zu Heparin werden die gerinnungshemmenden Wirkungen von Hirudin durch Protaminsulfat, Plättchenfaktor 4, andere polykationische Substanzen und Heparinase nicht neutralisiert, jedoch teilweise durch Faktor-Vl11- Konzentrate, Kryopräzipitate, aktivierte Prothrombinkomplexe, rekombinanten Faktor Vila und DDAVP.
Nach kardiovaskulären Bypassoperationen bei Hunden hören die gerinnungshemmenden und blutungserzeugenden Wirkungen von Hirudin innerhalb von 30 bis 45 Minuten nach dem chirurgischen Eingriff auf, und die Hämostase kann mit nichtantikoaguliertem autologen Blut oder nativem plättchenreichen Plasma wiederhergestellt werden. Bei Patienten mit Gerinnungsstörungen könnten spezifische therapeutische Methoden notwendig sein.