Sonographische Verlaufskontrolle nach intraoperativer Anwendung des TissuGlu®-Gewebeklebers bei Mastektomie versus Drainage – eine Beobachtungsstudie

Hintergrund und Zielsetzung:

In Rahmen der onkologischen Nachsorge fielen bei einigen Patientinnen mit intraoperativer Anwendung eines Gewebeklebers als Alternative zur Drainageeinlage bei Mastektomie unklare sonographische Gewebsveränderungen auf. Ziel der Studie war es die Inzidenz und Dauer von klinischer oder sonographischer Nachweisbarkeit dieser Veränderungen durch TissuGlu®-Anwendung bei Mastektomiepatientinnen zu analysieren, sowie die Erfassung des subjektiven Schmerzempfindens bei nachgewiesenen Veränderungen oder Residuen und die Erstellung sonomorphologischer Kriterien zur Differenzierung zwischen Gewebekleber induzierten und Gewebekleber unabhängigen Gewebeveränderungen,

Materialien:

102 Patientinnen wurden im Zeitraum von 6 bis 59 postoperativen Monaten klinisch und sonographisch nachuntersucht und befragt. 51 dieser Patientinnen erhielten von 2013 bis 2017 im Rahmen einer Monocenter-Studie (Brustzentrum Universitätsmedizin Greifswald) eine Mastektomie mit TissuGlu®-Gewebekleber. Die 51 Patientinnen der Kontrollgruppe erhielten im gleichen Zeitraum eine Mastektomie mit Drainage-Einlage.

Methoden:

Die Erhebung der Daten erfolgte im Rahmen der onkologischen Nachsorge. Die Dokumentation der klinischen Ergebnisse wurde mit Hilfe eines entwickelten Erhebungsbogen durchgeführt. Die Schmerzbeurteilung erfolgte anhand der visuellen Schmerzanalogskala (VAS). Zur sonographischen Beurteilung wurde das Ultraschallgerät EPIQ 7 der Firma Phillips Medical Systems verwendet.

Ergebnisse:

Bei 43 von 51 (84%) Patientinnen in der TissuGlu®-Gruppe wurden sonographische Gewebeveränderungen nachgewiesen. Bei 27 dieser Patientinnen wegen einer BIRADS 3-Einstufung der Veränderung erfolgte eine Corebiopsie zur weiteren Abklärung, diese erbrachten ausschließlich gutartige Befunde und bei 17 dieser Biopsien wurde ein Fremdkörpergranulom mit teilweise persistierendem Gewebekleber nachgewiesen. Bei 10 Patienten fand sich unauffälliges Narbegewebe oder Fett- und Bindegewebe. In der Kontrollgruppe zeigten sich diese sonographischen Gewebsveränderungen nicht. Hier erfolgte bei 2 Patientinnen eine Corebiopsie, wobei in beiden Fällen histologisch Narbengewebe gesichert wurde und bei einem davon zeigte sich histologisch ein Fremdkörpergranulom mit älteren Blutungsresten, vermutlich durch Fadenmaterial. Es konnten sonomorphologische Kriterien zur Beschreibung dieser Gewebeveränderungen erstellt werden.

Zusammenfassung:

Nach der Anwendung von TissuGlu®-Gewebekleber bei Mastektomie ist mit Gewebeveränderungen im Sinne einer Fremdkörpergranulomen zu rechnen, auch über den Zeitraum des vom Hersteller angegebenen Abbauprozesses von 12 Monaten hinaus. Diese Veränderungen sind gutartig und haben typische sonomorphologische Kriterien.