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DOI: 10.1055/s-0040-1717433
Einfluss der Fachdisziplin auf das intensivmedizinische Management und Outcome beim Schwerverletzten - eine Matched-Pair-Analyse in einem überregionalen Traumazentrum
Fragestellung Die intensivmedizinische Behandlung schwerverletzter Patienten ist komplex und besonders herausfordernd. Ein möglicher Einfluss der Fachdisziplin des ärztlichen Personals auf die intensivmedizinische Therapie und das Outcome beim Polytrauma ist bis dato unzureichend untersucht. In Deutschland erfolgt nichtsdestotrotz die intensivmedizinische Betreuung polytraumatisierter Patienten überwiegend durch Anästhesisten. In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss der Fachdisziplin des behandelnden Arztes (Unfallchirurgie vs. Anästhesie) auf die intensivmedizinische Versorgung und das Outcome beim Schwerverletzten analysiert.
Methodik Es wurde eine retrospektive Matched-Pair-Analyse (01/2005-12/2014) aller, in unserer Klinik primär aufgenommenen (< 6h nach Trauma) polytraumatisierten Patienten (ISS > 15) mittels Propensity Score Matching (nearest neighbor matching im Verhältnis 1:3) durchgeführt. Eingeschlossen wurden nur Patienten, die über 48h nach Trauma überlebten und die während des stationären Aufenthaltes ausschließlich auf einer unfallchirurgischen oder anästhesiologisch geführten Station intensivmedizinisch behandelt wurden. Eine statistische Signifikanz wurde angenommen bei p < 0,05.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Ergebnisse: Insgesamt konnten 808 Patienten identifiziert werden. Nach Durchführung des statistischen Matching wurden insgesamt 189 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 43,0 ± 18,6 Jahren und einem ISS von 27,9 ± 9,6 eingeschlossen. Die Gesamtmortalität betrug 9,5 %. Bei 134 Patienten erfolgte die intensivmedizinische Behandlung durch Unfallchirurgen und bei 55 Patienten durch Anästhesisten. Abhängig von der Fachdisziplin zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Beatmungsdauer (235,7 ± 299,4 vs. 193,5 ± 300,5 Stunden, p = 0,1), der intensivmedizinischen Behandlungsdauer (13,9 ± 15,1 vs. 11,9 ± 13,7 Tage, p = 0,4), der Substitution von Blutprodukten (EK 9,2 ± 11,8 vs. 8,6 ± 12,1,
p = 0,5; FFP 5,0 ± 8,0 vs. 5,5 ± 8,7, p = 0,9; TK 0,7 ± 1,9 vs. 0,8 ± 1,6, p = 0,3), dem Auftreten posttraumatischer Komplikationen (ARDS, Sepsis, MODS) und der Mortalität (8% vs. 13%, p = 0,4).
Schlussfolgerung: Bezogen auf die intensivmedizinische Therapie polytraumatisierter Patienten zeigt sich die Behandlung auf einer ausschließlich unfallchirurgisch geführten Intensivstation mit der Versorgung auf einer anästhesiologisch geführten Intensivstation als gleichwertig.
Stichwörter Polytrauma, ICU
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Publication History
Article published online:
15 October 2020
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