PPH 2015; 21(06): 307-308
DOI: 10.1055/s-0041-106275
DFPP-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mitteilungen für die Mitglieder der Deutschen Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege

Dorothea Sauter
,
Bruno Hemkendreis
,
Uwe Genge
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. November 2015 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„wer schreibt, der bleibt“, sagt der Volksmund zurecht, denn Geschriebenes ist nachlesbar und kann reproduziert und verbreitet werden. Die Pflege hat in ihrer Geschichte lange Zeit wenig geschrieben und dies ist sicher einer der Gründe, warum Pflegehandeln in der Öffentlichkeit so wenig wahrgenommen und wertgeschätzt wird.

Im Alltag der Pflegepraxis ist Schreiben erforderlich, um die Pflegeanlässe und das Pflegehandeln sichtbar und nachvollziehbar zu machen; innerhalb des multiprofessionellen Teams wie auch gegenüber dem Patienten und seinen Angehörigen. Und es ist erforderlich, um sich rechtlich gegen den Vorwurf von Unterlassung oder falscher Handlung abzusichern. Jetzt kommt neu hinzu, dass in einem System der leistungsbezogenen Finanzierung nur das bezahlt wird, was dokumentiert ist
Wer schreibt, der bleibt.

In der Fachöffentlichkeit schreibt die Pflege zunehmend; im Zuge von Professionalisierung und Akademisierung wurde auch im deutschsprachigen Raum mehr und mehr publiziert. Fachbücher für Psychiatrische Pflege konnte man vor gut 20 Jahren fast an einer Hand abzählen; heute ist das Angebot kaum unübersehbar. Dies belegt gute Entwicklungen, dennoch ist es noch ein langer Weg, bis die deutsche Psychiatrische Pflege international anschlussfähig ist [1].

Vor allem fehlen Forschungsberichte in wissenschaftlichen Zeitschriften („peer reviewed“) – die aktuell noch übersichtliche Liste der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeiten ist auf der DFPP-Homepage einsehbar. Wissenschaftliche Beiträge sind Voraussetzung dafür, als wissenschaftliche Disziplin anerkannt zu werden und auf Augenhöhe mit anderen Disziplinen zu diskutieren, z. B. in versorgungspolitischen Fragen.

Mit der geplanten Abschaffung der Psychiatriepersonalverordnung und dem Neuen Entgelt gibt es aktuell bei allen Berufsgruppen berechtigte Sorgen um den Erhalt ihrer Stellenanteile. Die akademischen Berufe belegen nun reihenweise mit wissenschaftlichen Artikeln, dass ein Stellenzuwachs nötig ist, um leitliniengerecht arbeiten zu können. Wir appellieren an alle Pflegenden, Pflegewissenschaftler und Pflegefunktionäre, ähnliche Arbeiten zu produzieren. Wir sind froh, dass aus dem Netzwerk Entgelt (s. u.) immerhin einige Beiträge veröffentlicht werden konnten (hier hat sich Michael Löhr sehr verdient gemacht). Denn wer am glaubwürdigsten belegt, dass seine Stellen für die gute Patientenversorgung wichtig sind, wird sie am ehesten bekommen
Wer schreibt, der bleibt.

Diese Ausgabe der Psych.Pflege Heute ist die letzte, welche den Mitgliedern der DFPP als Verbandszeitschrift zugesendet wird – wir verabschieden uns heute von der Leserschaft. Die Mitgliederversammlung hatte in der Sitzung im letzten Februar empfohlen, den Vertrag fristgerecht zum Jahresende zu kündigen. Zum zweiten Mal hatte das Herausgeberteam der Psych.Pflege Heute geschlossen die Zusammenarbeit mit dem Thieme Verlag gekündigt, weil man sich in Grundsatzfragen nicht einigen konnte und der Verlag sich über die Position der Herausgeber hinweggesetzt hatte. Die DFPP hatte diesen Rücktritt voll unterstützt und dann entsprechend entschieden.

Ab Frühjahr 2016 wird es eine neue Zeitschrift mit dem Titel „Psychiatrische Pflege“ geben – mit dem ehemaligen Herausgeber und Fachbeirat der Psych.Pflege Heute. Wir freuen uns sehr darüber, dass die DFPP nahezu nahtlos über eine Verbandszeitschrift verfügen wird.

Institutionen, wie z. B. der Gemeinsame Bundesausschuss im Gesundheitswesen (G-BA), erkennen medizinische Fachgesellschaften erst als stellungnahmeberechtigt an, wenn sie zwei Voraussetzungen erfüllen:

  • sie müssen eine jährliche Fachtagung organisieren (auch der geforderte jährliche Fachkongress ist realisiert, siehe Termine) und

  • sie müssen eine Fachzeitschrift haben.

Daher hatten die Mitglieder der DFPP im Februar 2013 für ein Verbandsorgan votiert, bald darauf wurde mit dem Thieme Verlag ein entsprechender Vertrag unterzeichnet. Und dem Votum der Mitgliederversammlung vom Februar 2015 entsprechend wird die neue Zeitschrift künftig unser Verbandsorgan werden
Wer ein Fachorgan hat, der bleibt.

Wir freuen uns auch für die Landschaft der Psychiatrische Pflege, dass wieder zwei Zeitschriften auf dem Markt sein werden (im Sommer 2015 erschien die letzte Ausgabe der „Praxiswissen: Psychosozial“). In einer digitalen Zeit ist es erfreulich, wenn zwei Printzeitschriften für Pluralität und eine breite Diskussionsbasis sorgen können und zwei unterschiedliche Gesichter der Psychiatrischen Pflege darstellen. Wir wünschen, dass viele Pflegende in beiden Zeitschriften Artikel einreichen
Wenn Pflege viel schreibt, dann bleiben zwei Zeitschriften bestehen.

Von der Leserschaft der Psych.Pflege Heute verabschieden wir uns, wir wünschen Ihnen eine gute Zeit und spannende Lektüre. Besuchen sie uns gelegentlich im Internet auf www.dfpp.de.

Wir hoffen, alle Mitglieder der DFPP im Frühjahr in der Zeitschrift „Psychiatrische Pflege“ begrüßen zu dürfen und freuen uns auf einen gemeinsamen neuen Weg.

AKTUELLE KURZMELDUNGEN

HORATIO

Am 10. Oktober 2015 wurde Susanna Flansburg als Vertreterin der DFPP in den Verband der „European Psychiatric Nurses“ – HORATIO gewählt (www.horatio-web.eu). Der Vorstand gratuliert und wünscht erfolgreiche Zusammenarbeit.

Neugründung AG FORUM PFLEGEWISSENSCHAFT (BY/BW)

Unter dem Dach der DFPP wurde am 16. September 2015 die Arbeitsgruppe „Forum Pflegewissenschaft (BY/BW)“ gegründet, mit dem Ziel, die Entwicklung der Pflegewissenschaft zu fördern. Eine zweitägige Fortbildungsveranstaltung der AG wird am 4. und 5. April 2016 in Kloster Irsee stattfinden.

Ansprechpartner sind uwe.schirmer@zfp-zentrum.de, genge@dfpp.de, mm@allgaeu-akademie.de und hollick@bildungswerk-irsee.de.

Mitwirkung in der AG PEPP-Alternative

Das unter der Federführung der DGPPN von 16 Fachverbänden entwickelte Konzept einer Alternative zum PEPP-Entgelt ist downloadbar unter:

http://www.dgppn.de/fileadmin/user_upload/_medien/download/pdf/stellungnahmen/2015/2015-09-09_Plattform_Entgelt_Konzeptpapier_Budgetbasiertes_Entgeltsystem_FINAL.pdf.

TERMINE – BITTE VORMERKEN
  • Der 13. Dreiländerkongress Psychiatrische Pflege findet vom 22. bis 23.09.2016 in Bielefeld-Bethel statt, die DFPP ist Mitausrichterin. Das Schwerpunktthema lautet „Fremdsein überwinden“. Nähere Infos unter www.pflege-in-der-psychiatrie.eu.

  • Die gemeinsame Jahrestagung der BAPP e. V. und der DFPP e. V. findet vom 25. bis 27.02.2016 im Universitätsklinikum in Köln statt.

  • Arbeitstreffen AG Experten und Gründung Rheinlandnetz: Treffen AG Pflegeexperten der DFPP: 28.01.2016 von 10.30 bis 15.30 Uhr in der Uniklinik Köln. Im Anschluss erstes Treffen des neu gegründeten „Rheinlandnetzes“ (15.30 bis 17.30 Uhr). Ansprechpartner sind stefan.rogge@lvr.de und johannes.kirchhoff@uk-koeln.de.

AKTUELLES

Stellungnahmen

  • Die DFPP hat die vom AQUA-Institut in Göttingen entwickelten 27 Qualitätsindikatoren für die psychiatrische Versorgung insgesamt begrüßt, für eine zügige Einführung plädiert und kleinere Modifikationen beantragt. Über Dorothea Sauter war die DFPP schon im Entwicklungsprozess mit eingebunden.

  • Der Deutsche Bundestag verhandelt über das Krankenhausstrukturgesetz (KSHG) und über Anträge der Linken und Grünen zur Krankenhausversorgung. Die DFPP machte sich für die Psychiatrien für eine Nachweispflicht zur Stellenbesetzung im KSHG stark und plädierte für die Entwicklung und gesetzliche Verankerung von Personalbemessungsrichtlinien.

Initiative PEPP STOPPEN! JETZT!

Die DFPP begrüßt diese Initiative (siehe www.pepp-stoppen.de), die unter anderem jeden letzten Freitag im Monat zu einer Demonstration vor dem Bundesgesundheitsministerium aufruft: Gehen Sie hin!

Regionale Netzwerke Pflegeexperten

In vielen Kliniken gibt es Stabstellen für „Pflegeexperten“, „Pflegewissenschaftler“ oder „Pflegeentwickler“, welche die Pflegepraxis auf den Stationen weiter professionalisieren sollen. In regionalen Netzwerken können sich solche Personen ortsnah fachlich austauschen, ein erstes Netzwerk gründete sich jetzt im Rheinland. Angedacht ist, diese Netzwerke an die AG Pflegeexperten der DFPP anzubinden und bei Bedarf zu supporten – auch bei einer möglichen Gründung. Sprechen Sie uns an!

Netzwerk Entgelt der Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen in der Psychiatrie (BFLK e.V.) und der DFPP

Viele Aktivitäten gab es in der AG Entgelt, neben der fortlaufenden Diskussion um die Vorschläge zur Weiterentwicklung des OPS-Katalogs. Im Juni fand der Konsentierungstermin im DIMDI unter Beteiligung von Michael Löhr statt. Im Mai hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe den psychiatrischen Verbänden mitgeteilt, dass eine Alternative zum PEPP-Entgelt vom Bundesministerium geprüft werde, wenn sie bis September vorläge.

Unter Moderation der DGPPN wurde in Workshops und Arbeitsgruppen ein alternatives Konzept entwickelt und intensiv diskutiert, für die Pflege wirkten DFPP-Präsidiumsmitglieder maßgeblich mit. Weiter gibt es das Bestreben, in Fachartikeln wissenschaftlich korrekt belegen zu können, welchen Personalbedarf es gibt (vgl. Editorial). In der Mai- und Juli-Ausgabe des Nervenarztes erschien eine Artikelserie zur Frage der personellen Strukturqualität in der Psychiatrie. Hier wurden verschiedene Aspekte der Frage diskutiert. Auch die Psychiatrische Pflege beteiligte sich hier.

Für den interessierten Leser sind die Titel und Autoren kurz dargestellt:

  • Hauth. Strukturqualität und Behandlungsleitlinien in der stationären Versorgung; 2015;

  • Klimke et al. Strukturqualität in psychiatrischen und psychotherapeutischen Kliniken; 2015;

  • Normann et al. Aufwand und Finanzierung leitliniengerechter, psychotherapeutischer Behandlung im Krankenhaus; 2015;

  • Berger et al. Leitliniengerechte psychiatrisch-psychotherapeutische Krankenhausbehandlung; 2015;

  • Godemann et al. Berechnung der Personalbemessung bei einer Umsetzung von 100 % Psych-PV; 2015;

  • Wolff et al. Wohin führt die Konvergenz der Psychiatriebudgets?; 2015;

  • Löhr et al. Personalressourcen für psychiatrische Einrichtungen Bedarfsermittlung am Beispiel der Pflegefachberufe in Deutschland; 2015.

 
  • Literatur

  • 1 Schulz M, Sauter D.. Ein langer Weg. Zur wissenschaftlichen Fundierung der psychiatrischen Pflege Mabuse 126; Juli/August 2015; 34-35