physiopraxis 2015; 13(10): 66-71
DOI: 10.1055/s-0041-107159
physiospektrum
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Publikationsdatum:
22. Oktober 2015 (online)

Offener Brief an Google – Ist Dr. Google krank?

Wer in den USA nach Erkrankungen googelt, beispielsweise „Type 2 diabetes“, bekommt rechts neben den Suchergebnissen sogenannte Knowledge Graphs angezeigt. Diese von Google selbst zusammengestellten Infotafeln werden laut der englischen Tageszeitung „The Guardian“ von durchschnittlich elf Ärzten geprüft. Aber dennoch rät der Knowledge Graph bei Diabetes zum Beispiel zur Selbstbehandlung mit Aspirin.

Diese höchst zweifelhaften Ratschläge sollen bald auch im europäischen Google angezeigt werden. „Was Google auf diesen Medizinseiten empfiehlt, ist qualitativ indiskutabel und für viele Patienten geradezu gefährlich“, sagt der Diabetologe Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, langjähriger Vorsitzender der Leitlinienkommission der Deutschen Diabetes- Gesellschaft. „Ich halte es für unverantwortlich, Menschen, die medizinische Informationen suchen, so etwas zuzumuten.“

Seine Bedenken und Vorwürfe formulierte Prof. Scherbaum in einem offenen Brief an Eric Schmidt. Dieser ist Executive Chairman bei Alphabet, der „Dachfirma“ von Google. Prof. Scherbaum rät, „die Texte sofort zur Überprüfung aus dem Netz zu nehmen“, und bittet darum, „medizinische Informationen dieser Art in Europa so lange nicht zu veröffentlichen, bis diese hinsichtlich vertrauenswürdiger Inhalte ordnungsgemäß überprüft wurden“.

Prof. Scherbaum ist Chefredakteur des Webportals www.frag-den-professor.de, bei dem er gemeinsam mit über 70 Professoren die häufigsten Fragen hinsichtlich einer Vielzahl gesundheitlicher Probleme beantwortet. Für ihn und seine Kollegen ist es wichtig, dass die Informationen verständlich und qualitativ hochwertig sind. Diese Merkmale vermissen die Professoren bei den Knowledge Graphs. Sie hoffen, dass der offene Brief dabei hilft, Google auf die Missstände aufmerksam zu machen.

brk

→ Wen interessiert, was Prof. Dr. med. Werner Scherbaum an Eric Schmidt geschrieben hat, findet den offenen Brief im Internet unter www.frag-den-professor.de > „Ist Dr. Google. krank? Ein offener Brief an Google“. Smartphone- und Tablet-PC-Nutzer können den QR-Code scannen.