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DOI: 10.1055/s-0041-108031
Patient aus Gambia mit sonografisch weißen Nieren – Fall 7 / 2016
Patient from Gambia with sonographic white kidneysZusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Ein 39-jähriger Flüchtling aus Gambia wird mit Fieber, Gliederschmerzen und produktivem Husten notfallmäßig stationär aufgenommen.
Untersuchungen: Die Labor-, Sonografie- und CT-Befunde ergeben eine Sepsis durch Staphylococcus aureus, ein Nierenversagen bei sonografisch „schneeweißen“ Nieren sowie eine vorher nicht bekannte akute HIV-Infektion.
Diagnose, Therapie und Verlauf: Der Patient wird breit antibiotisch behandelt und erhält eine an die eingeschränkte Nierenfunktion adaptierte antiretrovirale Therapie. Zudem wird eine Hämodialyse eingeleitet. Darunter kann die Sepsis erfolgreich behandelt und die Viruslast reduziert werden. Die Dialysepflichtigkeit bleibt bei einer histopathologisch nachgewiesenen HIV-Nephropathie bestehen.
Folgerung: Sonografisch „schneeweiße“ Nieren können Ausdruck einer HIV-assoziierten Nephropathie sein.
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Abstract
History and admission findings: A 39-year-old male refugee from Gambia is admitted to the emergency room with fever, body aches and productive cough.
Investigations: Laboratory, ultrasound and CT investigations show a sepsis due to Staphylcoccus aureus, a renal failure with the appearance of „snow-white“ kidneys on ultrasound and a previously unknown acute HIV-infection.
Diagnosis, treatment and course: Broad antibiotic treatment and an antiretroviral therapy (adapted to the impaired renal function) as well as hemodialysis are commenced. Despite of successful sepsis treatment and viral load reduction, the kidney function does not recover. Histologically, a HIV-nephropathy is confirmed.
Conclusions: The appearance of „snow-white“ kidneys on ultrasound can be a characteristic sign of a HIV-associated nephropathy.
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Im Ultraschall stellen sich die Nieren physiologischerweise echoarm dar. Echoreiche Veränderungen weisen auf verschiedene Erkrankungen hin. Im aktuellen „Tübinger Fall“ werden bei einem 39-jährigen Flüchtling aus Gambia sonografisch vollständig „schneeweiße“ Nieren entdeckt – ein seltener Befund. Die ausführliche Fallbeschreibung mit allen Details zum Patienten und den Untersuchungen, vielen Abbildungen und den Hintergründen finden Sie online.
Anamnese | Ein 39-jähriger Mann aus Gambia hat Fieber (38,4 °C), Gliederschmerzen und Husten mit Auswurf. Sein Allgemeinzustand verschlechtert sich zusehends. Vier Monate zuvor ist er als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Er spricht weder Deutsch, Englisch noch Französisch. Vorerkrankungen und Allergien sind nicht bekannt, Medikamente nimmt er derzeit keine.
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Herzfrequenz: 104 / min
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Blutdruck:155 / 98 mmHg
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Atemfrequenz: 32 / min
Die Herztöne sind rein, die Atemgeräusche seitengleich vesikulär mit exspiratorischem Giemen. Ansonsten fallen bei der körperlichen Untersuchung abdominelle Anasarka und schmerzhaft geschwollene Knie mit tanzenden Patellae auf.
Labor | Zahlreiche Blutwerte sind pathologisch verändert. Die Befunde sprechen für ein Nierenversagen, eine Myokardschädigung sowie eine Sepsis. Die Urindiagnostik ergibt eine massive Proteinurie und renale Glukosurie.
Abdomen | Sonografisch stellen sich beide Nieren vollständig echoreich dar (▸ [ Abb. 1 ]).
Thorax | Im EKG zeigen sich keine Ischämie-typischen Veränderungen. Echokardiografisch können Thromben und eine Endokarditis ausgeschlossen werden. Der linke Ventrikel ist deutlich hypertrophiert, bei mittelgradig eingeschränkter Pumpfunktion. Im Thorax-CT sind beidseitige Pleuraergüsse, ein Perikarderguss und Infiltrate im Mittellappen, subpleural und apikal zu sehen.
Erregerdiagnostik | In Blut- und Urinkulturen kann Staphylococcus aureus nachgewiesen werden. Die Virologie einer bronchoalveolären Lavage ist negativ, im Blut finden sich jedoch HIV-Antikörper. Die Infektion wird durch eine PCR bestätigt (148 000 Kopien / ml, Norm: < 40). Die Lymphozyten- und CD4-Helferzellzahl ist stark vermindert.
Verlauf | Der Patient leidet an einer S.-aureus-Sepsis unklarer Genese mit pulmonalen Streuherden sowie einer HIV-Infektion und Nierenversagen. Er wird intensivmedizinisch antibiotisch und -mykotisch behandelt und dialysiert. Eine an die eingeschränkte Nierenfunktion angepasste antiretrovirale Therapie wird eingeleitet.
Nierenbiopsie | Im Verlauf bessert sich der Zustand des Patienten, er bleibt aber weiterhin dialysepflichtig. Aus diesem Grund wird eine Nierenbiopsie durchgeführt. Die Befunde sprechen für eine HIV-assoziierte Nephropathie (HIVAN).
HIVAN | Die HIVAN ist eine Spätmanifestation der HIV-Erkrankung. 90 % aller Patienten sind dunkelhäutig. Klinische Merkmale sind eine ausgeprägte Proteinurie und eine sich rasch verschlechternde Nierenfunktion. Werden die Patienten effektiv antiretroviral behandelt, ist die Überlebensrate ähnlich wie bei anderen Dialysepatienten. Im Einzelfall kann eine Nierentransplantation erwogen werden.
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Bei unklarer Sepsis sollte eine HIV-Erkrankung in Betracht gezogen werden.
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Bei Patienten mit HIV können sonografisch „schneeweiße“ Nieren auf eine HIV-assoziierte Nephropathie (HIVAN) hinweisen.
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Eine HIVAN ist nicht reversibel und führt oft zur Dialysepflichtigkeit.
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Interessenkonflikt
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.