Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S18
DOI: 10.1055/s-0041-1727334
01. Klinische Diabetologie

Nutzung und Handling von Insulinpumpen-Zusatzfunktionen durch erwachsene Patienten mit Diabetes Typ 1

S Dürrbeck
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
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G Kramer
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
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C Kloos
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
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N Müller
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
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G Wolf
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
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N Kuniss
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Ziel war Nutzung und Handling von Insulinpumpen-Zusatzfunktionen bei Menschen mit Diabetes Typ 1 zu erfassen und den Einfluss auf metabolische und psychosoziale Parameter zu evaluieren.

    Methodik Eingeschlossen wurden 72 von 75 nicht-schwangeren Erwachsene ohne closed-loop-Therapie einer Hochschulpoliklinik mit mindestens einjähriger Insulinpumpentherapie (Alter 52,1 ± 16,4J; Diabetesdauer 29,0 ± 13,7J; 55,6 % weiblich; Insulinpumpendauer: 14,3 ± 7,3J; HbA1c: 8,0 ± 1,3 %/63,9 ± 13,8mmol/mol, FGM / CGM 56,9 %, Schulungsteilnahme 100 %). Das Nutzungsverhalten verschiedener Insulinpumpen-Zusatzfunktionen (z. B. temporäre Basalrate) wurde mittels strukturierter Interviews erfasst, das Handling dieser Zusatzfunktionen an der eigenen Insulinpumpe evaluiert. Behandlungszufriedenheit (DTSQs-Score 0-36) und Sozialstatus (Score 3-21) wurden anhand validierter Fragebögen erhoben.

    Ergebnisse Mindestens 3x / Woche wurden folgende Pumpenfunktionen genutzt: Boluskalkulator 63,9 %, digitaler Speicher 37,5 %, temporäre Basalrate 26,4 %, verschiedene Bolusvarianten 11,3 % und Basalratenprofile 2,8 %. 13,9 % nutzten keine Zusatzfunktion ≥1x / Woche. 25 / 72 (34,7 %) Pumpenanwender konnten alle Zusatzfunktionen korrekt angeben, 24 / 72 (33,3 %) beherrschten deren Handling. Teilnehmer, die den Boluskalkulator ≥3x / Woche und digitalen Speicher ≥6x / Woche nutzten, zeigten höhere Behandlungszufriedenheit (DTSQs: 30,2 ± 5,5 vs. 26,2 ± 7,4; p = 0,01 bzw. 31,5 ± 3,0 vs. 27,6 ± 7,2; p = 0,003). Im Vergleich mit niedrigfrequenteren Anwendern war die Nutzung der Bolusvarianten mit niedrigerem BMI (26,3 ± 4,6kg/m2 vs. 29,3 ± 6,2kg/m2; p = 0,043), des digitalen Speichers (≥3x / Woche), mit niedrigerem HbA1c (7,7 ± 0,6 % vs. 8,2 ± 1,5 %; p = 0,047) und höherem Sozialstatus (15,0 ± 4,1 vs. 12,7 ± 4,1 p = 0,03) assoziiert. Anwender von Bolusvarianten (≥3x / Woche) und verschiedenen Basalratenprofilen (≥1x / Woche) berichteten weniger schwere Hypoglykämien mit Fremdhilfe (beide: 0 ± 0) gegenüber niedrigfrequenteren Nutzern (beide: 0,1 ± 0,3 Hypoglykämien / Jahr; p = 0,013).

    Schlussfolgerung Mit Ausnahme des Boluskalkulators kennen und nutzen nur wenige Anwender den vollen Zusatzfunktionsumfang ihrer Insulinpumpe. Das Abrufen des digitalen Speichers ≥3x / Woche ist mit der metabolischen Kontrolle assoziiert, die Anpassung der Basalrate und des Mahlzeitenbolus mit dem Auftreten von Hypoglykämien.


    #

    Interessenskonflikt

    keine

    Publication History

    Article published online:
    06 May 2021

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