Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S58
DOI: 10.1055/s-0041-1727480
08. Psychosoziale Aspekte

Insulinpumpentherapie, kontinuierliche Glukosemessung und automatische Insulindosierung bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und komorbider Essstörung

L Priesterroth
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Gesundheitspsychologie, Mainz, Germany
,
J Grammes
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Gesundheitspsychologie, Mainz, Germany
,
M Clauter
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Gesundheitspsychologie, Mainz, Germany
,
T Kubiak
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Gesundheitspsychologie, Mainz, Germany
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    Fragestellung Essstörungen zählen zu den häufigsten komorbiden Beschwerden des Typ-1-Diabetes. Neue Diabetestechnologien können sich auch bei komorbiden psychischen Störungen vorteilhaft auf das Selbstmanagement auswirken – jedoch existieren wenig Stellungnahmen zur (Kontra-)Indikation von Diabetestechnologien bei Personen mit gestörtem Essverhalten. Ziele des systematischen Reviews sind (a) die Identifikation wissenschaftlicher Publikationen, die den Einsatz von Diabetestechnologien bei komorbiden Essstörungen untersuchen sowie (b) die Ableitung von Praxisempfehlungen.

    Methodik Als Teil eines breit angelegten, präregistrierten systematischen Reviews zu Diabetestechnologien und komorbiden psychischen Beschwerden wurden die Datenbanken MEDLINE und Web of Science nach wissenschaftlichen Publikationen ab dem Jahr 2000 durchsucht.

    Ergebnisse Nach Anwendung der Ein- und Ausschlusskriterien auf 678 initiale Treffer wurden 17 Publikationen identifiziert, die den Gebrauch von Diabetestechnologien bei komorbider Essstörung adressiert. Die Studien behandeln überwiegend den Einsatz von Insulinpumpen bei nicht näher bezeichneten Essstörungen. Es gibt Hinweise darauf, dass Insulinpumpen auch bei Personen mit gestörtem Essverhalten therapeutische Vorteile bieten und Insulinpurging seltener auftritt. Gleichzeitig wird vermutet, dass die Insulingabe via Pumpe eine Manipulation der Insulindosis im Einzelfall erleichtern kann. Insulinpumpen und Geräte zur kontinuierlichen Glukosemessung bzw. von ihnen aufgezeichnete Daten zum Insulinverbrauch und der glykämischen Kontrolle können für medizinisches Fachpersonal bei der Diagnose einer komorbiden Essstörung von Nutzen sein.

    Schlussfolgerung Vor- und Nachteile der Nutzung von Diabetestechnologien bei komorbiden Essstörungen werden in einer geringen Anzahl wissenschaftlicher Publikationen adressiert. Es fehlen insbesondere systematische Untersuchungen, um einzuschätzen, in welchem Ausmaß ein Missbrauch der Technologien bei Betroffenen tatsächlich aufritt. Langfristig sollten Behandlungsleitlinien die Vorteile neuer Diabetestechnologien bei gestörtem Essverhalten und etwaige Kontraindikationen aufgreifen.


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    Interessenskonflikt

    Es bestehen keine Interessenkonflikte.

    Publication History

    Article published online:
    06 May 2021

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