Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S76
DOI: 10.1055/s-0041-1727525
11. Pädiatrische Diabetologie

Neue homozygote Mutation des INSR Gens 19:7167976 bei Neugeborenem mit hyperglykämischem Hyperinsulinismus

F Schneider
1   St. Franziskus Hospital Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Münster, Germany
,
C Park
2   St. Franziskus Hospital Münster, Klinik für Neonatologie und Kinderintensivmedizin, Münster, Germany
,
E Domning
2   St. Franziskus Hospital Münster, Klinik für Neonatologie und Kinderintensivmedizin, Münster, Germany
,
M Franssen
2   St. Franziskus Hospital Münster, Klinik für Neonatologie und Kinderintensivmedizin, Münster, Germany
,
M Böswald
1   St. Franziskus Hospital Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Münster, Germany
,
R Ziegler
1   St. Franziskus Hospital Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Münster, Germany
,
T Frank
2   St. Franziskus Hospital Münster, Klinik für Neonatologie und Kinderintensivmedizin, Münster, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Das Donohue-Syndrom (Leprechaunismus) gilt als seltenes Krankheitsbild eines hyperglykämischen Hyperinsulinismus.

    Fallbericht Ein hypotropher männlicher Säugling mit Hypertrichose, vermindertem subkutanen Fettgewebe, prominenten Augen, tiefsitzenden Ohren, schmalem Thorax, ausladendem Abdomen, Hepatomegalie, Makropenis und Rektumprolaps wurde in der 37+1 SSW mit Geburtsgewicht von 1630g konsanguiner Eltern von bereits 5 gesunden Kinder aufgenommen. Bis auf SGA unauffälliger Schwangerschaftsverlauf und Geburt, unkomplizierte Primäradaptation. Ab dem 5. Lebenstag Polyurie, Glukosurie und Hyperglykämie. Hyperglykämien (> 450 mg/dl) wurden mit kontinuierlicher Glukosemessung gemessen. Die Therapie mit Sulfonylharnstoffen (max. 1,08 mg/kg/d) für 4 Wochen und subkutane Gaben von Insulin mittels Insulinpumpe (max. 4 IE/kg/d) führten nicht zur Normoglykämie. Präprandiale Hypoglykämien traten unter regelmäßigem Füttern nicht mehr auf. Zeitgleich mit Absetzen der Medikation reduziertes Trinkverhalten mit vegetativen Symptomen. Sonographisch wurde eine hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie nachgewiesen, die sich unter Propranolol-Therapie besserte. Nebenbefundlich Nephrokalzinose.

    Laborchemisch Hyperinsulinämie (1750 mU/l), Elektrolytverschiebungen (Hypokaliämie, Hypernatriämie), zentrale Hypothyreose und kontinuierliche Erhöhung der GGT (bis 2000 U/l). Hohe Insulinkonzentrationen im Serum des Patienten, das Nichtansprechen der Therapie und der Phänotyp des Patienten führten zur genetischen Untersuchung. Hier fand sich ein unauffälliger Befund typischer Gene hinsichtlich eines neonatalen Diabetes (ABCC8, GCK, INS, KCNJ11, PDX1), aber eine noch nicht beschriebene homozygote Mutation im Insulinrezeptorgen INSR auf dem Chromosom 19 (19:7167976).

    Schlussfolgerung Bei dem Neugeborenen mit phänotypischen Zeichen eines Donohue-Syndroms konnte eine neue Veränderung des INSR Gens nachgewiesen werden. Eine Therapie mit Sulfonylharnstoffen bzw. Insulin führten nicht zur Normoglykämie. Individuelle Therapieversuche mit IGF-1 sind in Einzelfällen beschrieben. Der individuelle Verlauf des Patienten sowie genetische Untersuchungen der Geschwisterkinder sind abzuwarten.


    #

    Interessenskonflikt

    Keine.

    Publication History

    Article published online:
    06 May 2021

    © 2021. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany