Radiologie up2date 2016; 16(01): 15-32
DOI: 10.1055/s-0042-102037
Abdominelle und gastrointestinale Radiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnose und Differenzialdiagnose fokaler Leberläsionen unter Verwendung von Gd-EOB-DTPA (Primovist)

Diagnosis und differential diagnosis of focal liver lesions using the hepatocyte-specific contrast agent Gd-EOB-DTPA
K. I. Ringe
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. März 2016 (online)

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Zusammenfassung

Der Einsatz von Kontrastmitteln in der MRT verbessert den Nachweis und die Charakterisierung fokaler Leberläsionen signifikant. Der vorliegende Beitrag fokussiert auf das hepatozytenspezifische Kontrastmittel Gd-EOB-DTPA, das seit 2004 in Deutschland für die Leberbildgebung verfügbar ist. Zunächst werden dabei die pharmakokinetischen und -dynamischen Eigenschaften dieses Kontrastmittels dargelegt und ein optimiertes Untersuchungsprotokoll für den Workflow im klinischen Alltag präsentiert. Dann wird das Erscheinungsbild der häufigsten fokalen Leberläsionen im Einzelnen dargestellt, wobei die Unterschiede zur Bildgebung mit einem extrazellulären Kontrastmittel berücksichtigt und die wichtigsten Differenzialdiagnosen diskutiert werden.

Abstract

The implementation of MR contrast agents significantly improves detection and characterization of focal liver lesions. This article is focusing on the hepatocyte-specific contrast agent Gd-EOB-DTPA, which has been available in Germany for liver MRI since 2004. In the introduction, the specific pharmacokinetic and -dynamic properties of this contrast agent are reviewed, and a workflow-optimized pulse sequence protocol for comprehensive hepatobiliary MRI in daily routine is presented. Afterwards, the appearance of the most common focal liver lesions is illustrated, including the differences to the use of extracellular contrast agents as well as a discussion of the most important differential diagnoses.

Kernaussagen
  • Das hepatozytenspezifische Kontrastmittel Gd-EOB-DTPA verbessert den Nachweis, die Detektion und die Charakterisierung und Differenzierung fokaler Läsionen sowohl in der gesunden als auch in der zirrhotischen Leber.

  • Die meisten Leberläsionen weisen typische Befunde in der MRT auf und können relativ sicher charakterisiert werden. Dennoch kann im Einzelfall eine histologische Sicherung zur definitiven Abklärung notwendig sein.

  • Das Erscheinungsbild von Leberläsionen kann sich in der MRT mit Gd-EOB-DTPA von dem bei Verwendung eines extrazellulären Kontrastmittels unterscheiden; Kenntnisse dieser Unterschiede sind wichtig, um Fehlinterpretationen bei der Befundung zu vermeiden.

  • Bei der Bildgebung mit einem hepatozytenspezifischen Kontrastmittel kann die Kontrastmittelaufnahme einer Läsion auf die Gewebeperfusion, auf die hepatozelluläre Funktion oder aber auf eine Kombination von beidem zurückzuführen sein.

  • Bei der Evaluation von Leberläsionen sollte in der MRT mit Gd-EOB-DTPA ein „Washout“ nur in der portalvenösen Phase diagnostiziert werden, da der gleichzeitige Anstieg des Hintergrundsignals der Leber in späteren Phasen zu einem sog. „Pseudo-Washout“ führen kann.

  • Bei Patienten mit fortgeschrittener oder dekompensierter Leberzirrhose sind die pharmakokinetischen und -dynamischen Eigenschaften von Gd-EOB-DTPA verändert.