Übersicht
In der Historiografie der deutschen Sexualforschung wie auch der homosexuellen Emanzipation ist die Rolle des Konstitutionsbiologen und Sexualwissenschaftlers Willhart Schlegel nahezu unerforscht. Der vorliegende Beitrag soll eine Annäherung an das Werk und Wirken Schlegels liefern. Nach einer knappen biografischen Skizze soll das konstitutionsbiologische Sexualitätskonzept als Fundament seiner Arbeiten dargestellt werden. Es soll gezeigt werden, dass, obgleich Schlegels Forschung tief von biologistisch-sozialdarwinistischen Annahmen geprägt ist, seine sexualpolitischen Positionen in den 1960er-Jahren als vergleichsweise fortschrittlich rezipiert wurden. Nach einer Darstellung des konstitutionsbiologischen Homosexualitätsentwurfs soll argumentiert werden, dass Schlegels Arbeiten Versatzstücke konkurrierender Emanzipationskonzepte in der Homosexuellenbewegung miteinander in Verbindung setzt und als eine Aktualisierung der maskulinistischen Traditionslinie zu verstehen sind.
Schlüsselwörter
Geschichte der Sexualwissenschaft - Homosexualitätsgeschichte - Maskulinismus - Päderastie - Willhart S. Schlegel