Mittels ASE (Accelerated Solvent Extraction = beschleunigte Lösemittelextraktion;
hier mit Methanol-Wasser) wurden Extrakte aus 4 Handelspackungen Cistus-incanus-Tee hergestellt sowie übliche Infuse mit kochendem Wasser. Eine Analytik der Extrakte
mittels HPLC-DAD und Massenspektroskopie identifizierte 29 verschiedene Polyphenolverbindungen,
darunter Ellagitannine, Flavanole und glykosylierte Flavonole. Insbesondere die Ellagitannin-Fraktion
zeigte in den durchgeführten In-vitro-Testsystemen einen antibakteriellen Effekt gegen
das Karies verursachende Bakterium Streptococcus mutans. Aufgrund der kurzen Inkubationszeit von 10 min vermuten die Forscher ein bakterizides
Wirkprinzip der Ellagitannine und hier insbesondere von Punicalagingallat. Auch die
Flavonoidverbindungen von Cistus incanus erwiesen sich als schwach antibakteriell gegen S. mutans, weshalb für den Gesamtextrakt eine synergistische Wirkung aller Polyphenole angenommen
wird.
Kariesprophylaxe mit Zistrosentee? Erste Untersuchungen deuten daraufhin. © ccvision/Ramesh
Amruth
Die 4 Tees deutscher Anbieter wiesen ein ähnliches Polyphenolmuster mit beträchtlichen
quantitativen Unterschieden auf.
Deutlich weniger Bakterien in der Mundhöhle
Für das In-situ-Experiment mit den Infusen erhielten 9 zahngesunde Probanden individuell
angepasste Aufbissschienen mit kleinen fixierten Rinderzahnschmelzstückchen („enamel
splints“). Die Probanden sollten eine einmalige Mundspülung mit dem erkalteten Cistus-Teeaufguss durchführen und dann die Schienen für unterschiedlich lange Zeit im Mund
behalten. Im Transmissionsmikroskop war anschließend erkennbar, dass der Proteinfilm
des Zahnoberhäutchens (Pellikel) durch die Cistus-Lösung eine stärker globuläre und elektronendichtere Struktur bekam. Dies könnte
auf einem Gerbprozess der Pellikel durch die Polyphenole beruhen. Bakterienzählungen
nach 8 h Inkubation der Bissschienen in der Mundhöhle der Probanden ergaben eine reduzierte
Bakterienzahl auf den mit dem Cistus-Extrakt gespülten Bissschienen im Vergleich zu unbehandelten Schienen. Der die Bakterienadhäsion
verhindernde Effekt des Zistrosentees war jedoch nicht so ausgeprägt wie die als Positivkontrolle
durchgeführte Mundspülung mit dem Goldstandard Chlorhexidin.
Fazit
Extrakte aus Cistus incanus sind reich an Polyphenolen, die in der Mundhöhle synergistisch wirken und dadurch
die Anzahl kariogener Streptokokken auf der Zahnoberfläche reduzieren.