Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2017; 52(02): 94-106
DOI: 10.1055/s-0042-108712
Topthema
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Telemedizin: Chancen und Grenzen in der Intensivmedizin

Robert Deisz
,
Susanne Rademacher
,
Gernot Marx
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Publication Date:
21 February 2017 (online)

Zusammenfassung

Tele-Intensivmedizin ist eine Möglichkeit, das Behandlungsergebnis, gemessen an der Sterblichkeit, Behandlungsdauer sowie Morbidität, zu verbessern. Sie ermöglicht wohnortnahe intensivmedizinische Versorgung und die Möglichkeit des Daten- und Informationsaustauschs mit spezialisierten Zentren in Echtzeit. Im Folgenden stellen wir die unterschiedlichen Realisierungsmöglichkeiten und ihre Effekte sowie die Grenzen der Tele-Intensivmedizin dar.

Summary

Intensive care unit (ICU) telemedicine is one option to improve clinical relevant outcomes in terms of mortality, length of stay and morbidity. Telemedicine combines the advantage of locally available intensive medical care with the shared expertise of specialized centers by data and information exchange. The article describes the organizational and technical feasibility of different options, as well as the effects and limitations of ICU telemedicine.

Kernaussagen
  • Als Tele-Intensivmedizin wird der patienten- und behandlungsbezogene Informationsaustausch unter Überbrückung räumlicher Distanz bezeichnet. Ziel ist, das Behandlungsergebnis intensivmedizinisch tätiger Ärzten zu verbessern.

  • Untersuchungen haben gezeigt, dass Telemedizin auch in der Intensivmedizin die Letalität, Morbidität, Verweildauer und die Anzahl an Wiederaufnahmen senken kann.

  • Telemedizinische Verfahren und der interdisziplinäre Austausch verbessern die Diagnose und Therapie, steigern die Lebensqualität und sichern die intensivmedizinische Expertise in der Fläche.

  • Telemedizin allein führt nicht zu einer Qualitätsverbesserung. Telemedizin ist nur als Kooperationsform imstande, die medizinische Versorgung zu verbessern.

  • Tele-Intensivmedizin ist eine ärztliche Kooperationsform, die nicht die ärztliche Expertise vor Ort ersetzen kann.

  • Die Einwilligung des Patienten zu einer zusätzlichen telemedizinischen Behandlung oder Beratung sollte, wenn möglich, eingeholt werden. Dies betrifft auch die Einwilligung zur Datenübertragung oder Auftragsdatenverarbeitung.

  • Grundsätzlich ist das sogenannte Fernbehandlungsverbot der Musterberufsordnung für Ärzte weiterhin gültig. Aus Telekonsilen von Arzt zu Arzt oder von Arzt zu Angehörigen der Gesundheitsfachberufe und auch unter Einbeziehung des Patienten erwächst kein Problem hinsichtlich des § 7 Abs. 4, dem sog. „Fernbehandlungsverbot“.