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DOI: 10.1055/s-0042-114076
Arbeitskreis Entwicklungs- und Schwellenländer – Trainingszentrum für die Ultraschallausbildung in Nepal / Dhulikhel Teaching Hospital in Zusammenarbeit mit der DEGUM
Publication History
Publication Date:
04 August 2016 (online)
Die Klinik Dhulikhel liegt in Nepal, 30 km östlich von Kathmandu. Sie wurde 1996 von Prof. Dr. Ram Shrestha gegründet und wird von ihm auch heute noch geleitet. Prof. Shrestha stammt aus der Gegend von Dhulikhel, hatte durch ein Hochbegabten-Stipendium in Österreich Medizin studiert und die Facharztweiterbildung für Chirurgie in Österreich absolviert.
Bedingt durch die unzureichende medizinische Versorgung hatte er sehr jung seine Mutter verloren. Dies war für ihn der Grund, eine Klinik als NGO zu gründen und so der überwiegend armen Bevölkerung eine gute medizinische Versorgung anzubieten. Von staatlicher Seite gab es keine finanzielle Unterstützung beim Aufbau der Klinik. Mithilfe eines Netzes von Förderern konnte das Projekt trotzdem realisiert werden. Durch die konsequente und gute Führung, das breite Angebot von Fachdisziplinen und die moderne medizinische Ausstattung erwarb die Klinik einen so guten Ruf, dass sie 2002 zum Teaching Hospital der Kathmandu Universität ernannt wurde – vergleichbar mit unseren akademischen Lehrkrankenhäusern (www.dhulikhelhospital.org). Da das Medizinstudium in Nepal kostenpflichtig ist, ist die Ausbildung von Studenten eine wichtige Einnahmequelle der Klinik.
Trotz des hohen medizinischen Standards sind die Konsultationsgebühren und Behandlungskosten für die arme Bevölkerung minimal, es existiert ein zusätzlicher Fond für die Menschen, die selbst diese niedrigen Gebühren nicht zahlen können. So wird jeder Patient medizinisch gut versorgt. Ermöglicht wird dies durch Spenden von Stiftungen (u. a. die Namastestiftung: www.namastestiftung.de) und Privatpersonen.
Zum Einzugsgebiet der Klinik gehören 2 Millionen Menschen, die häufig in schwer zugänglichen Berggebieten (remote areas) leben. Viele Straßen sind während des Monsuns nicht passierbar. Um auch diese Menschen medizinisch zu versorgen, gründete das Dhulikhel Hospital 30 sog. „Outreach-Clinics“, die jeweils mit einem Arzt, einem „Paramedic“ und einer Krankenschwester, die gleichzeitig Hebamme ist, ausgestattet sind. Für die Akutfälle und für die Schwangerenbetreuung ist die Ultraschalldiagnostik unerlässlich. Jede der medizinischen Außenstellen (Outreach-Clinic) sollte deshalb mit einem tragbaren, Batterie- betriebenen (häufige Stromausfälle!) Ultraschallgerät ausgestattet sein. Dies unterstützt den Arzt bei der Entscheidung, ob eine Verlegung in die Klinik notwendig ist, was oft stundenlange Autofahrten bedeutet oder an manchen Orten während des Monsuns nur mit Trägern zu bewältigen ist. Unter diesen Umständen ist gerade eine frühzeitige (Ultraschall-) Erkennung z. B. von Schwangerschaftskomplikationen lebensrettend. Eine Rotariergruppe und die Namaste-Stiftung bemühen sich, möglichst vielen dieser Outreach-Clinics ein Ultraschallgerät zur Verfügung zu stellen.
Prof. Shrestha möchte Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen (und gerade den in den Outreach-Kliniken arbeitenden Ärzten) eine Ausbildung in der Ultraschall-Diagnostik zukommen zu lassen. Bisher war – gemäß des britischen und amerikanischem Systems – die Ultraschalldiagnostik eine Domäne der Radiologen. Die ersten Pilotkurse wurden 2009/2010 von Dr. Wolfgang Benkel und Dr. Günther Schmidt durchgeführt.
Im Rahmen der humanitären Hilfe für Entwicklungsländer sollen in Zusammenarbeit mit der DEGUM (Arbeitskreis Sonografie in Entwicklungsländern) zertifizierte Ausbilder zunächst Basis- und Fortgeschrittenen-Kurse gemeinsam mit den Radiologen des Dhulikhel-Hospitals durchführen, um ein hohes Qualitätsniveau zu erreichen. Später sollen mit ausländischen Experten lediglich Spezialkurse mit Supervision angeboten werden, um einen hohen Ausbildungsstand beizubehalten.
Die Kurse finden in dem neu eröffneten Ultraschall-Trainingszentrum am Dhulikhel-Hospital statt . Der erste 3-tägige interdisziplinäre Grundkurs einschließlich der Notfallsonografie wurde im April 2016 durchgeführt. 20 klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte der verschiedensten Fachrichtungen waren begeisterte Teilnehmer. Nach den Richtlinien der DEGUM fanden viele praktische Übungen in Kleingruppen statt. Als Mitglieder des Arbeitskreises Sonografie in den Entwicklungsländern haben wir, Dr. Wolfgang Benkel und Dr. Wolfgang Blank, auch mit finanzieller Unterstützung der DEGUM diesen Kurs am Dhulikhel-Hospital initiiert und als Referenten und Tutoren zusammen mit den dortigen Radiologen begleitet.
Anschließend an den US-Kurs hatten wir die Gelegenheit in 2 medizinischen Außenstellen, die über tragbare, batteriegestützte US-Geräte verfügen, die dort tätigen Paramedics, Hebammen und jungen Ärzte im Ultraschall zu supervisionieren. Auch konnten wir 2 hochauflösende Schallsonden als Spende (Reinhold Messner und Namaste-Stiftung) übergeben. Eine der Outreach-Kliniken (Manekharkha) lag im am meisten vom Erdbeben betroffenen Langtanggebiet. Viele Tote waren dort zu beklagen und die meisten Menschen leben unverändert in notdürftig errichteten Bretterverschlägen.
Der nächste Kurs (Interventionelle Sonografie) ist gemeinsam mit der Gastro-Foundation im November 2016 geplant. Die Gastrofoundation (www.gastro-foundation.org) hat das Dhulikhel-Hospital in den letzten Jahren im Aufbau einer hochqualifizierten Endoskopie unterstützt und auch früh die Notwendigkeit der Ultraschallausbildung der Gastroenterologen in Nepal erkannt.
Die Nachhaltigkeit des Ultraschallausbildungsprojektes soll dadurch garantiert sein, dass gut ausgebildete nepalesische Ärzte die Kurse selbständig in Zusammenarbeit mit der DEGUM und unter der Mitarbeit von DEGUM zertifizierten Ärzten durchführen. Es ist eine großartige Aufgabe, unser Wissen und unsere Fertigkeiten im Rahmen einer Kooperation an Entwicklungsländer weiterzugeben und somit auch den Standard an medizinischer Diagnostik und Therapie zum Wohle der Bevölkerung anzuheben.
Wolfgang Benkel und Wolfgang Blank
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